In den USA wird für einen Toilettengang kein Geld kassiert: Wer muss, der darf, kostenfrei. Keine Überraschung also, dass sich Amerikaner über deutsche Verhältnisse wundern.
Wir sind es ja nicht anders gewohnt. Wenn bei uns auf einer langen Autofahrt die Blase drückt, suchen wir als Erstes nach Kleingeld. Dann rennen wir auf einer Raststätte in die Sanitäranlagen – die Geldbörse fest in der Hand. Unterwegs Pinkeln kostet, aber nicht immer gleich viel. Das haben wir auf all den Fahrten gelernt, an denen uns eine Schranke daran gehindert hat, uns zu erleichtern.
Menschen außerhalb Europas, insbesondere aus den USA, kennen das anders, wie einem Artikel der „Washington Post“ zu entnehmen ist. Um einem „Kulturschock“ vorzubeugen, erklärt Reiseredakteurin Andrea Sachs ihren Landsleuten dort, was sie bei einer Reise über den Atlantik in Sachen Notdurft erwartet.
Mehr Toiletten als in den USA – aber gegen Geld
Und das ist zunächst einmal etwas Positives. In Europa gebe es deutlich mehr öffentliche Toiletten als in der USA, erklärt Sachs ihren interessierten Lesern. Und auch die Sache mit der Gebühr habe ihren Grund: Denn es sei der Service, der kostet. In Städten mit hohem Touristenaufkommen verweigerten Cafés, Bars, Restaurants jenen Bedürftigen, die nichts verzehren, daher oft den Zugang. Die freundliche Toilettenfrau, die ihre Tage am stillen Örtchen verbringt, lebe schließlich nicht allein vom Trinkgeld.
Man müsse also ausweichen und eine öffentliche Toilette aufsuchen. Deren Betreiber, etwa Kommunen oder Gemeinden, müssten sowohl für die Ausstattung als auch deren Sauberkeit aufkommen. Auch an Bahnhöfen liege die Gebühr für die Nutzung inzwischen oft bei einem Euro. In London, berichtet Sachs, sei das anders, dort stellen die unterschiedlichen Bahngesellschaften ihre Klos kostenlos zur Verfügung. Allerdings seien die Toiletten ohne staatliche Aufsicht mit Risiken verbunden, etwa mit einem Mangel an Sicherheit, Hygiene und funktionsfähiger Ausstattung, zitiert Sachs den Geschäftsführer der British Toilet Association.
Immerhin gibt es einen Geheimtipp
Für Menschen, die weder zahlen noch etwas verzehren möchten, hat Sachs einen Geheimtipp: „Reiseexperten empfehlen Einkaufszentren, Restaurants und Cafés, die so voll oder groß sind, dass niemand bemerkt, wenn Sie hineinschlüpfen, um auf die Toilette zu gehen.“ Einer dieser Reiseexperten ist Rick Steves, der Anfang des Jahres das Buch „Europe through the Back Door“ herausgebracht hat. Darin empfehle er noch eine Alternative, nämlich „Restaurants mit Sitzgelegenheiten im Freien oder Fast-Food-Lokale“ aufzusuchen. Dort sei „es nicht notwendig, eine Limonade oder Pommes Frites zu kaufen“.
Diesen Tipp könnte man auch als Europäer glatt mal ausprobieren.
Quelle:„The Washington Post“