Männergesundheit: Tabuthema Penisverkrümmung: Wer gefährdet ist und was dagegen hilft

Es ist ein Stiefkind der Männergesundheit. Niemand spricht gerne darüber, wenn der Penis verkrümmt ist. Dabei ließe sich das Problem oft einfach vermeiden. 

Statistisch gesehen betrifft es jeden zehnten Mann über 50 Jahren einmal in seinem Leben – und die meisten von ihnen leiden still vor sich hin. Eine erworbene Penisverkrümmung (medizinisch: Induratio Penis Plastica) ist nichts, worüber Man(n) gerne spricht. 

„Viele Betroffene gehen erst dann zum Arzt, wenn sie Schmerzen haben, keine Penetration mehr hinbekommen oder psychisch stark darunter leiden, dass sich ihr Penis verkrümmt oder verkürzt hat und nicht mehr wie gewohnt funktioniert“, sagt der Urologe und Androloge Dr. Franklin Kuehhas aus Wien. 

Ursache für eine erworbene Penisverkrümmung ist eine Vernarbung der Bindegewebshülle um die beiden Schwellkörper. Durch diese sogenannten Plaques kann sich der Penis bei einer Erektion nicht mehr gleichmäßig versteifen, er wird mehr oder weniger krumm. 

Der Wiener Urologe Dr. Franklin Kuehhas ist Spezialist für Operationen im Genitalbereich

Männergesundheit: Wenn die Erektion nicht mehr richtig funktioniert, kann der Penis abknicken

Auslöser für die Bildung des Narbengewebes sind sogenannte Mikrotraumen, also kleine Verletzungen des Bindegewebes. Das geschieht meistens dann, wenn der Penis mehr oder weniger stark abknickt. Das kann beispielsweise passieren, wenn das Geschlechtsteil bei einer missglückten Penetration gegen den Dammbereich des Partners oder der Partnerin stößt. Auch beim Masturbieren kann das geschehen, etwa wenn der Penis dabei verknickt, verdreht oder auf andere Art mechanisch belastet wird. 

„Meistens können sich die Betroffenen nicht mehr an ein besonderes Ereignis dieser Art erinnern“, sagt Kuehhas. Es ist vielmehr die Summe vieler kleiner Ereignisse. „Oft geschieht die Veränderung schleichend.“

Das Risiko steigt meist mit dem Alter. „Oft ist die Erektion dann nicht mehr so gut und die Gefahr, dass der Penis umknickt, größer“, sagt der Urologe. Die beste Vorsorge sei daher eine möglichst gute Versteifung des Penis. „Ich empfehle Patienten, die merken, dass ihre Erektion nicht mehr so gut ist, Potenzmittel zu nehmen. Auf keinen Fall sollten Männer darauf verzichten, ihre Sexualität auszuleben.“

Oft hilft nur eine Operation

Ist es erst einmal zu einer akuten Verkrümmung gekommen, gilt es abzuwarten bis diese chronifiziert. Dann lässt sich das Narbengewebe bei einer Operation entfernen. „Diese sollte immer ein Spezialist ausführen“, rät Kuehhas. Denn die OP ist nicht nur chirurgisch heikel, sondern unter Umständen auch psychisch sehr belastend, vor allem dann, wenn der Penis dabei verkürzt werden muss. 

Um das zu vermeiden, rät Kuehhas zu einer längenerhaltenden Operation. Dabei wird fehlendes körpereigenes Gewebe durch künstliches ersetzt, etwa aus dem Herzbeutel einer Kuh. Konservative Methoden mit Penisstreckern, Vakuumpumpen oder Vitaminpräparaten würden hingegen nicht den gewünschten Erfolg bringen, bedauert der Urologe.

Pathologische Untersuchungen an toten Männern zeigen bei etwa 20 Prozent der Männer Plaques im Bindegewebe des Penis. Aber nicht bei jedem von ihnen hatte sich zu Lebzeiten auch eine Penisverkrümmung entwickelt. „Eine genetische Veranlagung für eine Bindegewebsschwäche erhöht das Risiko“, sagt Kuehhas. 

Nicht nur die betroffenen Männer meiden das Thema, auch seine Kollegen würden es nur selten ansprechen, sagt Kuehhas. Die Erkrankung ist ein Stiefkind der Urologie.