Erneute Militärübung: China schickt Rekordzahl an Kampfflugzeugen Richtung Taiwan

Beinahe täglich lässt China Kampfjets in Richtung Taiwan fliegen. Nun hat Peking dort so viele Militärflugzeuge wie noch nie trainieren lassen – pünktlich zum Nato-Gipfel in Washington.

 

Während des Nato-Gipfels in den USA scheint China verstärkt Militärübungen vor Taiwan abzuhalten. Das taiwanische Verteidigungsministerium zählte bis zum Donnerstagmorgen (Ortszeit) für die zurückliegenden 24 Stunden 66 chinesische Militärflugzeuge um seine Insel und damit einen Rekordwert in diesem Jahr. 56 davon hätten die inoffizielle Mittellinie in der Meerenge zwischen China und Taiwan (Taiwanstraße) überflogen, teilte die Behörde mit. Die Kampfflieger seien von Norden, Südwesten und Südosten in Taiwans Luftverteidigungszone (ADIZ) – nicht zu verwechseln mit dem Luftraum – eingedrungen.

Zudem stellte Taiwan das Kreuzen von sieben Marineschiffen der Volksbefreiungsarmee um die Inselrepublik festSTERN PAID 51_22 Taiwan Gefährlicher Nachbar 19.05.

Am Mittwoch hatte das Verteidigungsministerium eine erhöhte Zahl chinesischer Militärmaschinen über der Mittellinie in der Taiwanstraße gemeldet. Diese seien in Richtung Westpazifik geflogen und hätten den chinesischen Flugzeugträger „Shandong“ bei einer Übung begleitet.

China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz 

Seit einigen Jahren schickt China regelmäßig Kampfflugzeuge, andere Flugobjekte sowie Kriegsschiffe in die Nähe der selbstverwalteten Insel. Der bisherige Höchstwert von Ende Mai lag bei 62 Kampffliegern, die kurz nach der Amtseinführung des neuen taiwanischen Präsidenten Lai Ching-te um Taiwan eine Übung abhielten. Dringen chinesische Kampfjets in Taiwans ADIZ ein, müssen die Streitkräfte reagieren, etwa indem eigene Militärflugzeuge aufsteigen.

Die nun erfolgte Übung läuft während des Gipfeltreffens anlässlich des 75-Jährigen Nato-Jubiläums in Washington, bei dem das Militärbündnis einen schärferen Ton gegen China anschlug und Peking Beihilfe im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vorwarf.

Taiwan hatte sich am Ende des Bürgerkrieges und nach der Machtübernahme der Kommunisten in Peking vor 75 Jahren von Festlandchina abgespalten. Peking betrachtet die Insel seither als abtrünnige Provinz, die wieder mit dem Festland vereinigt werden soll. Taiwan wird jedoch seit Jahrzehnten von einer demokratisch gewählten Regierung geführt. Präsident Lai Ching-te und dessen Demokratische Fortschrittspartei, die für eine Unabhängigkeit Taiwans steht, sind in den Augen von Peking Separatisten. Mehrfach drohte die Volksrepublik, die „Wiedervereinigung“ auch mit militärischen Mitteln zu erzwingen.