Seit etwa neun Jahren steht Tom Erdmann an der Spitze der Gewerkschaft GEW in Berlin. Nun stolpert er über seinen Umgang mit einem illegalen Mitschnitt.
Der Berliner Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Tom Erdmann, will nach rund neun Jahren im Amt zurücktreten. Auf der nächsten Landesdelegiertenversammlung im November werde Erdmann offiziell zurücktreten und den Weg frei machen für eine Nachfolge, teilte ein Gewerkschaftssprecher mit.
Als Grund für den Schritt wurde Erdmanns Umgang mit einem illegal angefertigten Audio-Mitschnitt aus einer GEW-Sitzung genannt. Dieser sei Erdmann anonym zugeschickt worden. Nach „Tagesspiegel“-Informationen, die der Deutschen Presse-Agentur bestätigt wurden, soll Erdmann die Aufnahme zunächst digital gespeichert und in einem Cloud-Ordner zumindest vorübergehend auch anderen Vorstandsmitgliedern zugänglich gemacht haben. In einer Erklärung, die der Zeitung vorliegt, sprach er von einem Fehler, den er sehr bedauere.
Erdmann wurde 2012 in den geschäftsführenden Landesvorstand der GEW gewählt und ist seit 2015 Vorsitzender – zunächst gemeinsam mit Doreen Siebernik und seit 2021 mit Martina Regulin. Bei einer außerordentlichen Sitzung am Montagabend besprach der Landesvorstand die jüngsten Vorgänge ausführlich. Nach Angaben des GEW-Sprechers fand dort ein Antrag auf Rücktritt des Vorsitzenden keine Mehrheit. Erdmann habe daraufhin die Vertrauensfrage gestellt, für die er jedoch ebenfalls keine Mehrheit bekommen habe.
Nachfolger soll Konflikte beilegen
„Die Aufgabe meiner Nachfolge und des gesamten Vorstandes wird es sein, die schwelenden Konflikte in der GEW Berlin zu beenden“, erklärte Erdmann, ohne näher auf die Art der Konflikte einzugehen. Die GEW werde sich auch ohne ihn an der Spitze weiterhin für gute Arbeit und gerechte Bildung einsetzen. Die Co-Vorsitzende Regulin erklärte, Erdmann werde ihr und der GEW fehlen.
Die GEW hat in Berlin rund 30.000 Mitglieder, die unter anderem in Schulen, Kitas, im Sozialbereich oder an Hochschulen beschäftigt sind. Zuletzt machte die Gewerkschaft unter anderem Schlagzeilen mit einer seit 2022 anhaltenden Serie von Warnstreiks für kleinere Klassen an Schulen.