Bernstein, Feuerstein, Fossilien. Die Ostseeküste ist für viele Steinsammler ein Paradies. Aber ist das auch gut für die Wissenschaft?
Die Ostseeküste auf der Insel Rügen ist nicht nur für ihre malerischen Landschaften bekannt, sondern auch für ihre geologischen Schätze. Geologe Rolf Reinicke hat diese Küstenregion jahrzehntelang erforscht und dokumentiert. „Die Ostseeküste ist ein wahrer Schatz für Geologen und Sammler“, sagt der 1943 geborene Pensionär, der seit seiner Kindheit passionierter Steinsammler ist. Besonders bekannt sind die Funde von Bernstein und Feuerstein, die an den Stränden zu finden sind.Reinickes ältester Fund auf Rügen war ein etwa 500 Millionen Jahre alter Trilobit. Trilobiten sind gepanzerte, käferartige Gliederfüßer, die zu den ersten Lebewesen mit einem hartschaligen Körperbau gehören.
Marco Schade vom zoologischen Institut der Universität Greifswald betont die Bedeutung privater Sammler wie Reinicke für die Wissenschaft. Oftmals fehle es an finanziellen Mitteln für umfangreiche Ausgrabungen und Forschungsarbeiten, daher sei man auf die Unterstützung durch Privatsammler angewiesen. „Wäre dieser Einsatz nicht vorhanden, würde so manches Fossil der Erosion anheimfallen“, sagte er. Auf Rügen seien in der Vergangenheit viele Teile verschiedener Tiere gefunden worden, die in der Kreidezeit im Meer gelebt hatten. Dazu gehören etwa Teile ausgestorbener Kopffüßer, Verwandte heutiger Kraken. Auch Wirbeltierreste seien entdeckt worden – Zähne von Fischen und gigantischen Meeresreptilien, wie den Mosasauriern.