FDP-Landesvorsitz: Vogt: „Bin nicht der neue Wolfgang Kubicki“

Christopher Vogt will die FDP in Schleswig-Holstein zurück in Regierungsverantwortung führen. Die Chancen seien für die Liberalen bei der Landtagswahl so gut wie lange nicht. Eines wurmt ihn noch.

Nach dem Fraktionsvorsitz greift Christopher Vogt im Herbst auch nach dem Landesvorsitz der FDP. „Wir sind schon eine besondere Landespartei und haben in der FDP auch einen entsprechenden Ruf“, sagte der 40-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Die Nord-Liberalen seien offener als andere Landesverbände. „Wir reden genauso mit den Bauern wie mit den Gewerkschaften.“

Vogt ist seit 2011 stellvertretender Landesvorsitzender. Der Landeschef Oliver Kumbartzky kandidiert auf dem Landesparteitag im November nicht wieder. 

Sein voraussichtlicher Nachfolger Vogt beerbte 2017 im Landtag bereits den langjährigen Fraktionschef Wolfgang Kubicki. „Wir sind sehr unterschiedliche Typen“, sagte Vogt. Sie seien im engen Austausch, kabbelten sich aber gerne. „Ich bin nicht der neue Wolfgang Kubicki, sondern Christopher Vogt.“ Der heutige Bundestags-Vizepräsident werde im Landesverband weiter eine besondere Rolle spielen.

Bessere Wahlergebnisse als Ziel

Seit der Landtagswahl 2022 sind die Liberalen nicht mehr Teil der Landesregierung. Das soll sich nach dem Willen Vogts nach der Wahl 2027 ändern. „Wir wollen wieder stärkere Ergebnisse in Richtung Zweistelligkeit erzielen“, sagte Vogt. „Die FDP will in Schleswig-Holstein wieder Regierungsverantwortung übernehmen. Bei der nächsten Landtagswahl wird die Ausgangslage für uns vermutlich besser sein als bei der vorherigen Wahl.“ 2022 hatten die Liberalen im Norden 6,4 Prozent erzielt, 2017 waren es noch 11,5 Prozent gewesen.

Der schwarz-grünen Landesregierung stellte der Oppositionspolitiker ein schlechtes Zwischenzeugnis aus. „Obwohl die CDU fast eine absolute Mehrheit im Landtag hat, macht sie in fast allen Politikbereichen übertriebene Kompromisse mit den Grünen“, sagte Vogt. 

Als Beispiel nannte er die Flüchtlingspolitik. „Wenn wir im Landtag mit der SPD gemeinsam vorschlagen, die Ausländerbehörden zu zentralisieren, um die Migration besser zu steuern, werden wir von den Grünen scharf angegangen und die CDU schweigt dazu“, sagte Vogt. „Hinter vorgehaltener Hand sagen uns CDU-Abgeordnete jedoch: „Wir sehen das ja genauso wie ihr, aber wir haben ja keine Mehrheit dafür. Das ist natürlich ein absurdes Schauspiel.““

Vogt: Günther hat Fehler begangen

„Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat sich mit der Wahl der Grünen als Koalitionspartner falsch entschieden nach der Landtagswahl“, sagte Vogt. „Aber Günther ist nicht jemand, der sich gerne selbst korrigiert.“ Die Union verhandelte nach der Wahl mit FDP und Grünen. Günther wollte – obwohl der Union im Landtag nur eine Stimme zur absoluten Mehrheit fehlt – mit Grünen und FDP weiterregieren.

„Mit den Grünen ist das Verhältnis seitdem sicherlich nicht besser geworden, mit SPD und SSW schon“, sagte Vogt. „Das sind nicht mehr die offenen, konstruktiven Grünen wie unter Robert Habeck, der sich in Berlin aber offenbar auch verändert hat.“ Der heutige Vizekanzler war bis 2018 Umweltminister in Schleswig-Holstein.