Der deutsche Außenhandel hat im Mai einen unerwartet deutlichen Dämpfer erhalten: Sowohl die Exporte als auch die Importe gingen zurück, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Die anziehende Weltkonjunktur komme „nicht bei der deutschen Exportindustrie an“, erklärte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK), der Außenhandelsverband BGA beklagte einen „dramatischen Einbruch“.
Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden ausführte, wurden im Mai Waren im Wert von 131,6 Milliarden Euro exportiert, das waren 3,6 Prozent weniger als im April und 1,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Im April waren die Exporte noch gestiegen.
Noch deutlicher fiel der Rückgang bei den Importen aus: Im Vergleich zum Vorjahresmonat Mai 2023 sanken sie um 8,7 Prozent und gegenüber dem Vormonat April um 6,6 Prozent. Insgesamt wurden nach Deutschland im Mai Waren im Wert von 106,7 Milliarden Euro importiert.
Der Rückschlag für den Außenhandel fiel dabei deutlicher aus als von Analysten erwartet. So hatten vom Unternehmen Factset zusammengetragene Auswertungen bei den Exporten ein Minus von lediglich 2,5 Prozent im Vormonatsvergleich erwarten lassen.
Um ebendiese 2,5 Prozent sanken im Mai die Ausfuhren in andere EU-Staaten. In Drittstaaten außerhalb der Europäischen Union gingen sie sogar um 4,9 Prozent zurück. Die Exporte nach China, Deutschlands wichtigstem Handelspartner im Jahr 2023, schrumpften gar um 10,2 Prozent.
DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier erklärte angesichts der Zahlen des Bundesamtes, bei den Exporten sei „bei weitem kein Sommermärchen zu vermelden“. Nicht nur geopolitische Unsicherheiten und Handelshemmnisse bremsten die Ausfuhren aus. „Auch die hohe Bürokratie- und Kostenbelastung nagt an der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen“, erklärte er.
BGA-Präsident Dirk Jandura kritisierte, die Schwäche des Außenhandels sei „zu großen Teilen hausgemacht“. Er verwies auf „Regulierungen und Berichtspflichten“, die der Regierung „wichtiger als die Exportförderung“ seien. Außerdem räche sich, dass es der EU „nach zwanzig Jahren voller Verhandlungen“ immer noch nicht gelinge, große Abkommen wie mit den Mercosur-Staaten Südamerikas abzuschließen. „Die neue EU-Kommission muss den Ausbau der Freihandelsabkommen zu einer Priorität machen“, forderte er.
Zudem drohe mit den Ausgleichszöllen gegenüber China „ein Hochschaukeln von Sanktionen“, erklärte der BGA-Präsident weiter. Das sei „weder im deutschen noch im europäischen Interesse“, fügte er hinzu. Es sollten andere Wege gefunden werden, „um China zum Einhalten der Wettbewerbsregeln zu bewegen“.