In emotionaler Weise äußert sich der Bundestrainer nach dem EM-Aus. Das Scheitern gegen Spanien schmerzt, aber die Stimmung bei den Fans tut auch gut. Der Weg geht für den Bundestrainer weiter.
Julian Nagelsmann hat einen Tag nach dem bitteren EM-Ausscheiden mit Tränen in den Augen und stockender Stimme ein emotionales Turnierfazit gezogen, weit über die sportliche Dimension hinaus.
„Ich möchte Danke sagen, an die Fans im Land“, begann der Bundestrainer bei der Abschlusspressekonferenz im Teamquartier in Herzogenaurach seine Ausführungen. „Ich habe immer gesagt, wir brauchen die Fans im Land, weil wir nicht viel zurückgegeben haben aus sportlicher Sicht in der Vergangenheit“, sagte der 36-Jährige.
„Wir hätten gerne den Fans mehr gegeben“, versicherte der Bundestrainer, eine Woche mit gutem Fußball hätte es als Zugabe geben sollen. Und: „Wir hätten gerne den Titel geholt.“ Die DFB-Elf war durch ein 1:2 nach Verlängerung gegen Spanien im Viertelfinale ausgeschieden.
Nagelsmann wünschte sich, dass die „Symbiose“ zwischen Nationalmannschaft und ihren Anhängern auch in andere, wichtigere Lebensbereiche in der Gesellschaft transportiert werde. Wie so oft wählte der sichtlich angefasste Bundestrainer ein alltägliches Beispiel. „Wenn ich dem Nachbarn helfe, die Hecke zu schneiden, ist er schneller fertig“. „Wir haben es geschafft, die Menschen zu einen“, sagte Nagelsmann.
Personell kündigte Nagelsmann für die kommenden Aufgaben in der Nations League und der WM-Qualifikation zwar personelle Ergänzungen an. Man werde die Mannschaft aber „nicht neu zusammenwürfeln“. Die Spieler müssten sich in ihren Vereinen nun beweisen.
Neuendorf: Fans bei der EM „im Rausch“
DFB-Präsident Bernd Neuendorf lobte Nagelsmann nach dem EM-Aus in den höchsten Tönen. „Er hat das Amt des Bundestrainers für mich auch ein Stück weit neu definiert in den vergangenen Wochen, so wie er aufgetreten ist, er hat eine unglaubliche Energie ausgestrahlt, einen unglaublichen Spirit“, sagte Neuendorf. Das gesamte Trainerteam sei „beeindruckend“ aufgetreten.
„Wir haben eine Niederlage erlitten, aber ich glaube nicht, dass wir gescheitert sind“, sagte Neuendorf. „Wir werden diesen Weg, den wir begonnen haben, fortsetzen, wir werden den Rücken durchdrücken und die nächsten Ziele in den Blick nehmen. Wir bleiben positiv und greifen wieder an.“
Am Tag seines 63. Geburtstages habe es „mit dem Geschenk“ nicht „ganz funktioniert“, sagte Neuendorf. Er habe der Mannschaft „aber trotzdem gesagt, dass ich mich insgesamt beschenkt fühle mit und durch dieses Turnier“, sagte der DFB-Präsident. „Wir können alle gemeinsam stolz darauf sein, was auf und neben dem Platz passiert ist.“ Es sei „herausragend“ gelungen, die Verbindung zwischen Fans und Team wiederherzustellen. „Ich muss sagen, dass ich das Gefühl hatte, dass die Leute richtig in einem Rausch waren“, sagte Neuendorf.
Völler: Nationalmannschaft an der Weltspitze dran
DFB-Sportdirektor Rudi Völler sieht die deutsche Nationalmannschaft nach den starken Auftritten bei der Heim-EM wieder sehr nahe an der Weltspitze. „Es war unser Wunsch, uns an die Weltspitze heranzuspielen, ich glaube schon, dass uns das gelungen ist“, sagte Völler. Zwar sei die DFB-Auswahl „noch nicht da, wo wir hin möchten, sonst wären wir ein, zwei Runden weitergekommen“ – die Auftritte seien aber „bemerkenswert“ gewesen, sagte Völler.
Beim 1:2 nach Verlängerung gegen die Spanier habe er eine „außergewöhnliche“ Leistung gesehen, sagte Völler. „Nach einem Rückstand zurückzukommen, wäre vor einigen Monaten noch unvorstellbar gewesen.“ Florian Wirtz hatte die Nationalmannschaft nach dem Rückstand durch Dani Olmo mit seinem Tor kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit in die Verlängerung gerettet.
Völler sieht „eine Basis an guten, jungen Spielern“ für die kommenden Monate in der Nations League und der folgenden Qualifikation für die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada. Es gebe die „Verpflichtung“ den Fans gegenüber, „weiterhin solchen Fußball“ zu spielen. Es werde zwar Rückschläge geben, aber alle hätten sich geschworen, „dass wir genau in der Art und Weise weitermachen“, sagte Völler.