Malu Dreyer zieht sich nach elf Jahren als Sozialministerin und elf Jahren als Ministerpräsidentin aus der Politik zurück. Einige Pläne für die Zeit danach hat die 63-Jährige schon.
Malu Dreyer möchte nach ihrem Rückzug aus der Politik irgendwann einmal nach Australien reisen. „Mein Mann hat dort Verwandtschaft, und als Ministerpräsidentin war es unmöglich, irgendwohin zu fahren, von wo aus man mehr als 24 Stunden braucht, um wieder zurückzukommen“, sagte die scheidende rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. „Auf diese Freiheit freue ich mich.“
Erst einmal will die 63-Jährige aber Erholungsurlaub in Deutschland machen. Und dann? „Mein Leben soll ein langsameres werden.“ Dazu gehöre auch, mehr Zeit für ihren Mann, ihre Familie und Freunde zu haben. „Etwas gesellschaftlich Sinnstiftendes will ich trotzdem tun.“
„Es ist eine sehr, sehr emotionale Zeit gerade“, sagte Dreyer über die Zeit seit der Ankündigung ihres Rücktritts bis zum Amtswechsel am kommenden Mittwoch.
Angst vor Leere habe sie nicht, sagte Dreyer. Aber nach vielen Jahren „im Dauertun“ habe sie auch noch keine richtige Vorstellung davon, was die Zeit danach – ohne geregelten Alltag – mit ihr machen werde.
„Ich habe diese zwei Leidenschaftsthemen: Frauenpolitik und Demokratie“, sagte Dreyer. „Ich bin da total offen, ich kann mir auch vorstellen, in einem dieser Bereiche etwas Internationales zu machen.“ Denkbar sei für sie auch gemeinsam mit ihrem Mann, dem ehemaligen Trierer Oberbürgermeister und SPD-Politiker Klaus Jensen, ein Projekt in der gemeinsamen Stiftung zu übernehmen. Ziel der Klaus-Jensen-Stiftung ist es, eine Kultur der Gewaltfreiheit zu fördern, dazu gehört etwa auch Versöhnungsarbeit. „Ich will mich auch nicht verzetteln. Ich will meine Fähigkeiten einfach nochmal an einer Stelle einbringen, wo ich denke, da macht es Sinn, ohne dass ich mich überarbeite.“
„Das Schönste war immer die Begegnung mit den Menschen“, sagte Dreyer über ihre Zeit als Ministerpräsidentin. Dazu gehörten „kleine tolle Begegnungen“, aber auch große Feste wie der Tag der Deutschen Einheit in Mainz oder der Rheinland-Pfalz-Tag nach der Pandemie oder auch die Experten-Räte wie das Coronabündnis. „Das war für mich während der ganzen Amtszeit eine große Kraftquelle.“ Auch „das Privileg, besondere Menschen kennengelernt zu haben“, zähle sie dazu.
Was wird sie vermissen? „Ich bin ein Mensch, der sehr gerne gestaltet“, sagt Dreyer. „Ich habe ein Amt, das mir immer den Einfluss gegeben hat, Dinge zu bewegen, zu vielen Menschen zu sprechen, ihnen zu sagen, was meine Überzeugung ist und was ich glaube, was wichtig für die Gesellschaft ist.“ Dieses umfangreiche Auditorium werde sie nicht mehr haben. „Ich kann auch nicht mehr im großen Stil gestalten, dafür braucht man ein Amt. Das werde ich vermissen.“ Aber so ein Amt erfordere auch viel Kraft.
Und Wahlkampf für die SPD? An exponierter Stelle wolle sie sich nicht mehr für die Partei engagieren. Aber: „Die SPD bleibt immer und ewig meine Partei“, betonte Dreyer. „Wenn es da ein Anliegen gibt, würde ich das natürlich immer auch für die SPD machen.“