EM 2024: Schalalalalalala! Das Einmaleins der deutschen Fangesänge

Durch den Erfolg der Nationalmannschaft bei der EM entdecken die deutschen Fußballfans ihre Leidenschaft fürs Singen wieder. Doch was grölen sie da eigentlich? Sechs deutsche Fangesänge und ihre Geschichte.

Schalalalalalala! So gut wie bei der Heim-EM lief es für die deutsche Nationalmannschaft schon lange nicht mehr. Glückselige Fans feiern, trinken und hupen nach Deutschlandspielen bis spät in die Nacht. Und sie singen – auf Partymeilen, in Kleingärten und in Wohnzimmern – Fanlieder der Deutschen. Doch welche sind bei den Fans besonders beliebt? Wie ist der Text? Und woher kommen sie? Ein kleiner Überblick.

„Oh, wie ist das schön. Oh, wie ist das schön. So was hat man lange nicht geseh’n, so schön, so schön“

Diesen Fangesang kennen viele Fußballverrückte aus der Bundesliga von den Fans des FC Bayern München, die damit regelmäßig die Deutsche Meisterschaft besingen. Im Jahr 2024 blieb es allerdings auf den Münchner Rängen stumm – schließlich machte Bayer Leverkusen bereits am 29. Spieltag seine erste Meisterschale klar. Die Zeilen des Schunkelliedes stammen aus der Feder des Hamburgers Walter Rothenburg, der Anfang der 1950er den populären Schlager „Oh, wie bist du schön“ umdichtete. Nicht allein Rothenburgs einziger Beitrag zur deutschen Sportkultur: Er war es auch, der die Boxkämpfe von Max Schmeling organisierte. Heute kennt Rothenburg, der 1975 starb, wohl kaum einer mehr – doch „Oh, wie ist das schön“ ertönt im ganzen Land. 

„Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen. Wir werden dafür kämpfen und lassen Emotionen freien Lauf“

Der Fangesang der Stunde. Stammt aus der rauchigen Kehle des Tiktokers „Der Balkonultra“. Und der macht seinem Namen alle Ehre: Von seinem Balkon in Gera brüllt der Balkonultra, der bürgerlich Niko Thoms heißt, Fußballlieder und stellt davon Videos ins Netz. So auch beim Pyrotechnik-Lied, welches er auf die Melodie von Bonnie Tylers „It‘s a Heartache“ dichtete. Die Mallorca-Stars Ikke Hüftgold und Marc Eggers wurden auf Thoms aufmerksam, und nahmen mit ihm das Pyrotechnik-Lied noch einmal neu auf. Inzwischen ist Thoms feuerwerksfreundliches Lied nicht mehr aus den Stadien wegzudenken – und der gelernte Altenpfleger tourt damit durch Deutschland und Mallorca. 

Pyrotechnik

„Oh, Oh, Oh, Oh, Oh, Oh, Oh“

„Seven Nation Army“ von der Band The White Stripes. Was es brauchte, um zum Fußballhit zu werden? Ein paar Fans des belgischen Klubs FC Brügge und eine italienische Kneipe, in der das legendäre Riff erklang. Später am Abend spielte ihr Team in der Champions-League-Gruppenphase gegen den haushohen Favoriten AC Milan. Brügge gewann das Spiel mit 1:0, die Fans erinnerten sich an die eingängige Melodie, die sie zuvor in der Innenstadt gehört hatten und sangen sie durchs ganze Stadion. Inzwischen ist das Lied die Torhymne schlechthin, die nicht mal einen Text braucht. Auch deshalb wird sie weltweit von den Fans in den Arenen gesungen.

Seven Nation Army

„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ 

So einfach wie eingänglich. Schallte es von den Dortmunder Tribünen, nachdem die Nationalmannschaft die Dänen im Achtelfinale der EM 2024 mit 2:0 aus dem Turnier schoss. Ursprünglich als Schlachtengesang der Vereinsfans im Einsatz, deren Mannschaften noch im DFB-Pokal vertreten sind. Dort findet das Finale des Wettbewerbs im Berliner Olympiastadion statt, wo sie alle mit ihren Herzensteams hinwollen. Genau wie die Fans von Musiala, Havertz und Co. – denn das Finale der Heim-EM wird ebenfalls in der Hauptstadt ausgerichtet. Erfunden haben den Gesang die Fans von Bayer Uerdingen 05 am Karsamstag 1985 nach dem DFB-Halbfinal-Sieg gegen den 1. FC Saarbrücken. Und im Finale schlugen die Uerdinger dann tatsächlich auch den großen FC Bayern mit 2:1 und holten sich den goldenen Pokal. Auf so einen hoffen auch die Fans der deutschen Nationalmannschaft, allerdings in Silber. 

„Einer geht, einer geht noch rein.“ 

Wenn Verhöhnung ein Lied wäre, wäre es dieses. Schon beim deutschen 7:1-Sieg im Halbfinale der WM 2014 gegen Brasilien eignete sich dieser Klassiker,, um den Gegner auf die Schippe zu nehmen. Der Song kommt nämlich immer dann über die Fanlippen, wenn die eigene Mannschaft dem Kontrahenten viele Treffer einschenkt. Der deutsche Fangesang ist beliebt – und hat es vor kurzem sogar bis nach Hollywood geschafft. Die beiden Schauspieler Will Smith und Martin Lawrence können das Lied jetzt singen. Beigebracht haben es ihnen die deutschen Nationalspieler Ilkay Gündoğan und Antonio Rüdiger bei einer PR-Aktion für den neuen Film der beiden amerikanischen Superstars.

„Einigkeit und Recht und Freiheit“

Die Nationalhymne gehört zum Fußball dazu wie die Pfeife zum Schiedsrichter oder die Schienbeinschoner zu Florian Wirtz. Während manche Landsleute wie die Italiener sich ihr Herz schon vor dem Anpfiff aus dem Leibe singen, spielt das Staatslied bei anderen Nationen auch während des Geschehens auf dem Rasen eine Rolle. Die Engländer singen ihre, wenn ihr Team zurückliegt, um es nach vorn zu peitschen. Die Franzosen singen die Marseillaise während der ganzen Partie, auch, weil sie nicht sonderlich viele Fangesänge haben. Und die Deutschen huldigen ihrem Vaterland nach dem Spiel, wenn ihr Team gewonnen hat. Das EM-Finale findet am 14. Juli statt – vielleicht singen die Deutschen da ja noch einmal. Das reicht dann aber auch erstmal wieder für die nächsten zwei Jahre, bis die WM in Kanada, Mexiko und den USA ansteht.

Nationalhymne