Rundfunkgebühren: Warum zieht sich die GEZ aus Afghanistan zurück?

Zahlen die Taliban etwa keine Rundfunkgebühr mehr? Schockmoment am frühen Morgen: Die GEZ zieht sich aus Afghanistan zurück! Ja, ist denn die ganze Welt verrückt geworden? Geschichte eines Missverständnisses.

Ich wache früh auf. Greife verpennt zum Handy, wie jeden Morgen. Checke die Nachrichtenseite. Und der Schreck fährt mir in die Glieder. Denn ich lese: „GEZ zieht sich aus Afghanistan zurück“. Kann das denn wahr sein? Mein Puls beschleunigt sich. Mein Blutdruck? Irgendwo bei 180 zu 140. Ist denn jetzt die ganze Welt verrückt geworden? Warum muss ich unbescholtener Bürger weiterhin pro Quartal 55,08 Euro ablatzen, während sich im fernen Kabul, Herat, Kundus oder gar Dschalalabad der Taliban zufrieden die Kalaschnikow reibt und kostenlos fernsehen und Radio hören darf?
23: Kommission empfiehlt Erhöhung von Rundfunkgebühr um 58 Cent – c93fdd5d9ef09fac
Kann mir mal bitte jemand diesen Skandal erklären? Wie ist das möglich? Gab es einfach zu viele Probleme mit der Mandatsreferenznummer und dem SEPA-Einzugsverfahren? Lohnte sich die Sache nicht mehr, weil ja „Zimmer oder Wohnungen in Gemeinschaftsunterkünften wie Internaten und Kasernen“ beitragsfrei sind? Oder war der Behörde die „Zwangsvollstreckung wegen Geldforderung des Gläubigers durch die amtlich zuständige Vollstreckungsbehörde“ einfach zu gefährlich geworden? 
 

Rundfunkgebühr: Können GEZ-Kontrolleure nicht einfach Englisch sprechen?

Ich hatte keine Ahnung. Vermutlich hatten die GEZ-Kontrolleure einfach keine Lust mehr, Paschtunisch oder eine von mehr als vierzig anderen lokalen Sprachen zu lernen; von den über 200 existierenden afghanischen Dialekten gar nicht erst anzufangen. Himmelherrgott, man hätte es ja mal mit simplem Englisch versuchen können: „Hello, I’m a controller of the Gebühreneinzugszentrale, Germany. May I come in? Do you have an Empfangsgerät like television or radio?“ Das ist doch simpel und versteht jeder. 

Aber nein, kaum hat die GEZ mal Probleme in Gestalt des einen oder anderen eher düster dreinblickenden Gotteskriegers, und schon zieht sie den Behördenschwanz ein und verlässt das Land. Wo bleibt denn da die Gerechtigkeit? Die Beitragsgerechtigkeit!

Rundfunkgebühr: Offenbar hatte die GEZ im Untergrund überlebt

Nach etwa zwölf Sekunden flaute mein Ärger deutlich ab. Ein noch fremder, irgendwie verschlafener Gedanke bahnte sich sehr langsam seinen Weg durch mein Hirn. GEZ? Dieses Wort hatte ich schon ewig nicht mehr gehört. Gab es die überhaupt noch? Blitzrecherche: seit Ende 2012 nicht mehr. Zumindest nicht in Deutschland. Hierzulande spricht man seitdem, sehr schön prägnant, vom „ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice“.

Offenbar aber hatte die GEZ in Afghanistan zwölf weitere Jahre überlebt. Vielleicht im Untergrund. Oder vollverschleiert. Oder irgendwo in den Bergen. 

Seltsam. 

Ich setzte meine Lesebrille auf. Und da sah ich den Irrtum: Nicht die GEZ zieht sich aus Afghanistan zurück. Sondern die GIZ. Die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Das ist – natürlich – sehr bedauerlich. Aber irgendwie war ich auch erleichtert.