Um erzeugten Windstrom von See an Land zu transportieren, sind Konverterstationen nötig. Auf der Meyer Werft beginnt nun der Stahlbau für so eine Anlage – es ist nicht der einzige Auftrag.
Die kriselnde Papenburger Meyer Werft öffnet sich für ein neues Geschäftsfeld und steigt in den Bau von Konverterplattformen für Windparks auf See ein. Auf der Werft wurde nun mit dem Stahlbau für die Konverterplattform DolWin delta begonnen, wie der Netzbetreiber und Auftraggeber Amprion mitteilte. Den Angaben zufolge ist es die erste Konverterplattform seit vielen Jahren, die in Deutschland gefertigt wird. DolWin delta ist laut Amprion die erste von vier Konverterplattformen, die Amprion zu großen Teilen am Papenburger Standort der Meyer Werft fertigen lässt.
„Die Beauftragung der Meyer Werft mit der Produktion von Stahlkonstruktionen für vier Offshore-Konverterplattformen zeigt, dass es gelingen kann, neue Produktionskapazitäten für die Energiewende in Deutschland zu schaffen“, sagte Dieter Janecek, Maritimer Koordinator der Bundesregierung, anlässlich des feierlichen Fertigungsstarts in Papenburg. Jan Meyer, Chief Business Innovation Officer der Meyer Gruppe sprach von einem wichtigen „Meilenstein bei der Erweiterung unseres Produktportfolios“.
Weitere Aufträge könnten folgen
Der Stromnetzbetreiber Amprion hatte 2022 für den Bau von insgesamt vier Konverterplattformen das spanische Unternehmen Dragados und Siemens Energy beauftragt. Das Konsortium hatte dann die Meyer Werft, die für ihre Kreuzfahrtschiffe bekannt ist, als Subunternehmer verpflichtet. „Um die ambitionierten Ausbauziele zu erreichen, benötigen wir deutlich mehr Produktionskapazitäten als bisher“, sagte Peter Barth, Co-Geschäftsführer von Amprion Offshore. „Es werden noch viele weitere Projekte für die Erschließung der Offshore-Windenergie in Deutschland und Europa folgen.“
Konverterplattformen sind große technische Anlagen, die auf fest verankerten Pfählen im Meer stehen. Darin wird der von den Windkraftanlagen produzierte Wechselstrom in Gleichstrom umgewandelt. Für die ambitionierten Ausbaupläne der Bundesregierung für die Offshore-Windenergie gelten die tonnenschweren Konverterplattformen als eine industrielle Schlüsselkomponente. Die Fertigungskapazitäten dafür sind knapp.
Auftrag in Millionenhöhe
Nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie Offshore (BWO) geht es bei dem Bau von Konverterplattformen um Aufträge in Millionenhöhe. „Ich begrüße es sehr, dass wir mit der Meyer Werft in Papenburg einen weiteren Standort für den Bau von Konverterplattformen in Deutschland bekommen“, sagte BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist wichtig, um auch hierzulande für Wertschöpfung und Beschäftigung sorgen zu können, um Transportwege kurz zu halten und um die Abhängigkeiten von internationalen Lieferketten zu senken.“
Das emsländische Traditionsunternehmen steckt in der größten Krise in seiner mehr als 200-jährigen Geschichte. Trotz gefüllter Auftragsbücher muss die Werft bis Ende 2027 eine Finanzierungslücke von 2,7 Milliarden Euro schließen. Der Grund sind Nachwirkungen der Corona-Pandemie und die Preissteigerungen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine. Am Mittwoch hatten sich Betriebsrat, Gewerkschaft und Geschäftsführung auf Eckpunkte für eine Restrukturierung geeinigt. Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, 340 Arbeitsplätze abzubauen. Im Gegenzug gibt es eine Mindestbeschäftigung für 3.100 Angestellte bis 2030.