Auch die Landesverkehrswacht ist bei ihrer täglichen Arbeit auf freiwillige Helfer angewiesen. Die Zahl der Ehrenamtlichen geht aber zurück.
Die Suche nach Ehrenamtlichen und die zunehmende Ablenkung im Straßenverkehr durch das Handy: Diese zwei Themen beschäftigen die bayerische Landesverkehrswacht (LVW) besonders, wie Landesgeschäftsführer Manfred Raubold berichtet. Am Freitag (5. Juli) findet in Straubing die jährliche Mitgliederversammlung statt. Das Motto lautet: „Hat das Ehrenamt eine Zukunft?“. Seit der Corona-Pandemie sei die Zahl der Helfer deutlich zurückgegangen.
Trotz großer Herausforderungen gibt es auch Grund zu feiern, denn die Deutsche Verkehrswacht (DVW) begeht in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Der Landesverband wurde 1950 gegründet.
Einige Kreisverkehrswachten gebe es aber in Bayern schon länger, etwa die Gruppe in Hof, die auch bereits 1924 gegründet worden sei, sagt Raubold. Bei dem Treffen in Straubing diskutiert DVW-Präsident Kurt Bodewig unter anderem mit Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) zum Thema Ehrenamt.
„Wir leben hier im Schlaraffenland“
Bekannt ist die Verkehrswacht insbesondere für ihre Schulweghelfer und Schülerlotsen, aber auch für Radfahrausbildung an Grundschulen oder für Verkehrssicherheitstrainings. Bundesweit gebe es zurzeit rund 50.000 Ehrenamtliche im Schulwegdienst, so Raubold. Davon seien etwa 25.000 in Bayern aktiv, vor der Pandemie seien es 32.000 gewesen.
„Wir leben hier im Schlaraffenland“, sagt der Landesgeschäftsführer zum Vergleich mit anderen Bundesländern. Dennoch würden noch mehr Helferinnen und Helfer gebraucht, die morgens oder mittags Schulkindern unter anderem über die Straße helfen. Auch bei Gedränge an Bushaltestellen oder wenn Kinder und Jugendliche spät dran seien und plötzlich zu rennen beginnen, könne es brenzlige Situationen geben.
Auf dem Land mehr Helfer als in großen Städten
Raubold spricht von einem Land-Stadt-Gefälle: In der Anonymität großer Städte sei es schwieriger, Ehrenamtliche zu gewinnen. Auch ein allgemeiner gesellschaftlicher Wandel spiele eine Rolle: Früher sei meist ein Elternteil nicht berufstätig und daheim gewesen. Dieses habe dann sein Kind und eventuell auch andere Kinder zur Schule begleitet oder sei als Schulweghelfer aktiv gewesen. Heute setze die LVW vor allem auf Großeltern, andere Interessierte sowie ältere Schüler, die sich als Schülerlotsen um Jüngere kümmern.
Froh ist Raubold, dass die Ehrenamtlichen – anders als beispielsweise viele Rettungssanitäter – weniger mit Aggressionen und Pöbeleien konfrontiert würden. Zwar gebe es im Straßenverkehr etwa bedingt durch Regulierungen und Zeitdruck insgesamt ein aggressiveres Verhalten, das zeige sich jedoch nicht signifikant an Zebrastreifen und Ampeln. Offenbar werde auf Kinder doch noch mehr Rücksicht genommen.
Gefahr durch Handy am Steuer und Radfahren ohne Helm
Ein Thema, das die LVW Auto- und Radfahrern nahebringen will, ist der Umgang mit dem Handy im Straßenverkehr. Viele Menschen könnten sich nicht vorstellen, welchen Unterschied der Blick aufs Handy mache, wenn plötzlich gebremst werden müsse. Wer bei Tempo 100 eine Sekunde nicht auf die Straße achte, der sei in dieser Sekunde schon 30 Meter weiter gefahren, sagt Raubold. Hier setze die LVW auch auf Fahrtrainings.
Ein weiteres Sicherheitsrisiko sei, dass noch immer viele Radfahrer ohne Helm unterwegs seien. Bei Autofahrern sei durch Maßnahmen wie Sicherheitsgurt, Airbag, Tempolimits und Fahrassistenten die Zahl der Verkehrstoten in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesenkt worden. Bei Radfahrern könnte ein Helm noch mehr schwere Verletzungen oder gar Todesfälle vermeiden.
Die meisten Menschen hätten für ihr Smartphone eine Schutzhülle, damit es beim Herunterfallen nicht kaputtgeht – einen Fahrradhelm trügen viele von ihnen jedoch nicht, so Raubold. Er frage dann: „Ist das, was Sie auf dem Handy gespeichert haben wertvoller als Ihr Kopf?“