Seit Anfang Juni können in Berlin Taxifahrten mit Festpreis gebucht werden. Die Branche erhofft sich so mehr Chancen im Wettbewerb gegen Uber und Co. Das Unternehmen gibt sich entspannt.
Einen Monat nach der Einführung von Festpreisen für Taxifahrten in Berlin ziehen zwei Vermittlungsplattformen ein erstes positives Fazit. „Wir hatten ein wenig gedrängelt, damit es noch vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft mit den Festpreisen klappt – und diese Rechnung ist aufgegangen“, sagte Alexander Mönch von Freenow der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit würden 25 bis 30 Prozent mehr Taxifahrten über die Plattform gebucht. Das habe sicher mehrere Gründe, der Festpreis sei aber einer davon. „Aktuell werden mehr als die Hälfte der Taxifahrten mit Festpreis gebucht“, sagte Mönch.
Die Taxi-Branche hatte die Festpreise lange gefordert. Sie erhofft sich dadurch eine bessere Wettbewerbssituation gegenüber Fahrdienstvermittlern wie Uber oder Bolt, mehr Nachfrage und steigende Einnahmen. Bei den Plattformen können Kunden vorab sehen, wie viel sie für die geplante Fahrt zahlen müssen.
Auch Uber berichtet erfreut über Festpreise
Der neue Festpreis muss sich innerhalb eines Tarifkorridors bewegen, der auf der jeweiligen Streckenlänge basiert. Er darf maximal 20 Prozent nach oben und 10 Prozent nach unten abweichen. „Den genauen Festpreis legt bei uns ein Algorithmus fest – je nach aktuellem Angebot und Nachfrage“, sagte Mönch von Freenow.
Auch Uber zeigte sich zufrieden mit dem ersten Monat mit Festpreisen – also genau jenes Unternehmen, gegen das sich die Taxi-Branche mit den Festpreisen wehren will. Uber vermittelt über seine App neben Mietwagenfahrten auch Fahrten mit klassischen Taxen. Die Nachfrage danach sei seit Anfang Juni stark gestiegen. „Die Anzahl der Fahrten, die über die Uber-App an Taxifahrerinnen und Taxifahrer vermittelt wurden, hat sich mehr als verdoppelt“, teilte Uber mit.
Zahl der Taxen in Berlin konstant – aber immer weniger Unternehmen
Mit Stand Mai 2024 waren in Berlin 5.616 Taxen zugelassen. Laut Mönch arbeitet Freenow mit 3.000 davon in der Hauptstadt zusammen. Während die Zahl der Taxen seit Jahresbeginn nahezu gleich geblieben ist, sinkt die Zahl der Unternehmen kontinuierlich. Derzeit werden die etwas mehr als 5.600 Fahrzeuge von 1.721 Unternehmen gestellt (Mai 2023: 1.879).
Leszek Nadolski von der Taxi-Innung Berlin wollte nach der kurzen Zeit mit Festpreisen noch keine Bilanz ziehen. Er betonte aber, dass er sich weiter viel von der Einführung verspreche. Die Branche wolle neue Wege gehen – Preis-Sicherheit und Transparenz seien da besonders wichtig.
Freenow investiert nicht mehr in Mietwagen-Geschäft
Die Zahl der Mietwagen, die etwa über Uber und Bolt gebucht werden können, ist seit Jahresbeginn um rund 400 auf 4.074 gesunken. Die Zahlen werden monatlich vom Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten veröffentlicht.
Auch bei Freenow können Mietwagen statt Taxen gebucht werden. Mönch betonte aber, dass das Unternehmen in dieses Geschäftsmodell nicht mehr investiere und sich komplett auf den Taxi-Markt konzentriere. Entsprechend entfernten sich auch die Mietwagen-Firmen zunehmend von der Plattform.