Wenn Kinder schwer krank sind, gerät die ganze Familie in einen Ausnahmezustand. Entlastung kann ein Kinderhospiz bringen. Doch hier ist einiges anders als in Hospizen für Erwachsene.
Die Planungen für das erste stationäre Kinderhospiz in Mecklenburg-Vorpommern kommen voran. Ein 7.000 Quadratmeter großes Grundstück in Stralsund ist sicher, der Bauantrag wurde eingereicht, die Finanzierung über Spenden läuft.
„Wir rechnen mit einem Baustart im April 2025“, sagte Projektleiterin Yvonne Werner vom Förderverein Kinder– und Jugendhospiz Leuchtturm e.V. in Greifswald. „Mit den Spenden steht und fällt der Baubeginn.“
Rund 850.000 Euro an zweckgebundenen Spenden hat der Verein inzwischen auf dem Projektkonto. Es gab bereits mehrere Spendenaktionen von Unternehmen und Initiativen zugunsten des Kinderhospizes, das im Grünhufer Bogen in Stralsund gebaut werden soll. Auch auf der angelaufenen 28. Hanse-Tour Sonnenschein werden Spenden für das Vorhaben gesammelt.
Ministerium signalisiert Förderbereitschaft
Allerdings fehlte noch ein großer Betrag für den notwendigen Eigenkapitalanteil von 20 Prozent der Gesamtbaukosten von schätzungsweise 9,2 Millionen Euro. Dazu gibt es positive Nachrichten aus Schwerin.
„Wir unterstützen die Errichtung eines stationären Kinder- und Jugendhospizes in Stralsund, da es derzeit noch keine derartige Einrichtung in unserem Land gibt und die nächstgelegenen Kinderhospize sich in Hamburg und Berlin befinden. Für dieses wichtige Vorhaben stellt die Landesregierung einmalig eine Million Euro zur Verfügung, um eine bestehende Finanzierungslücke zu schließen“, sagte Sozialministerin Stefanie Drese der Deutschen Presse-Agentur. Die Finanzierung soll aus dem Landeshaushalt über sogenannte Verstärkungsmittel erfolgen.
Der Neubau sieht acht Patientenzimmer und acht Zimmer für die begleitende Familienangehörigen vor. Die Kosten für den Aufenthalt der Familie werde allerdings nicht von der Krankenkasse übernommen. Aber auch die Angehörigen sollen sie nicht zahlen. „Das übernimmt der Verein“, so Werner.
Das Hospiz ist anders als ein Erwachsenenhospiz nicht zuvörderst ein Ort der letzten Stunden. Auch in einem Kinder- und Jugendhospiz wird gestorben. „Aber es soll vor allem ein Ort der Entlastung werden.“
7.000 Kinder in MV lebensverkürzend erkrankt
Der Unterschied zu Einrichtungen für Erwachsene ist, dass im Grünhufer Bogen Patienten bereits ab Diagnosestellung aufgenommen werden können. In einem Erwachsenenhospiz sei der Ansatz der Sterbebegleitung von größere Bedeutung, da die Patienten oft in ihrer letzten Lebensphase dorthin überwiesen würden, so Werner.
85 Prozent der Patienten im Erwachsenhospiz würden dort auch sterben. In einem Kinder- und Jugendhospiz seien dies nur 5 Prozent.
Der Bedarf im Nordosten ist laut Verein groß. MV sei eines der wenigen Bundesländer ohne ein eigenes stationäres Kinder- und Jugendhospiz. Auf Basis aktueller bundesweiter Studien könne in MV von etwa 7.000 betroffenen Kindern und Jugendlichen mit lebensverkürzenden Erkrankungen in ausgegangen werden, von denen etwa zehn Prozent, also 700 Kinder und Jugendliche, als einmalig oder regelmäßig stationär versorgungsbedürftig in einem Hospiz anzunehmen seien.
Drese dankte dem Förderverein und allen Menschen, die sich im Bereich der Hospizarbeit engagierten. „Sie geben den Familien in schwieriger Zeit Kraft und Hoffnung. Ihre oft ehrenamtliche Arbeit ist von unschätzbarem Wert.“
Die Ministerin ruft dazu auf, für das Kinderhospiz zu spenden. Jeder Beitrag helfe. Eine Fördermitgliedschaft könne jährlich schon für 10 bis 30 Euro erlangt werden. Mit einer Spende könnten auch bereits bestehende Angebote des Vereins unterstützt werden.