Was wünschen sich Staatsanwälte, die die sogenannte Clan-Kriminalität in Niedersachsen bekämpfen? Die Antwort ist eindeutig – und betrifft das Nachbarland.
Im Kampf gegen die sogenannte Clan-Kriminalität haben sich niedersächsische Staatsanwälte für vergleichbare Strukturen mit Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften in Nordrhein-Westfalen ausgesprochen. „Wir wünschen uns, dass Nordrhein-Westfalen vergleichbare Zentralstellen wie in Niedersachsen hätte“, sagte Bernard Südbeck, Leitender Oberstaatsanwalt in Osnabrück, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstag). „Wir machen im Bereich Clan-Kriminalität viel Arbeit mit für NRW, wir haben da Verfahren, wo 50 Taten in NRW spielen und fünf im Emsland“, erklärte er. Eine Angleichung der Strukturen wäre aus seiner Sicht sinnvoll.
Der Begriff Clan-Kriminalität gilt als umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.
Clan-Kriminalität sei ein flächendeckendes Problem, das nicht nur Großstädte betreffe, sagte Südbeck der Zeitung. „Vor vier Jahren, als die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft gegründet wurde, dachte ich auch noch: Vielleicht ist Oldenburg mit seiner Nähe zum Clan-Hotspot Bremen der geeignetere Standort. Mittlerweile wissen wir: Das Phänomen gibt es eigentlich überall.“ Ausnahme seien die Ostfriesischen Inseln. Der Westen Niedersachsens wiederum sei wegen der Nähe zu Nordrhein-Westfalen betroffen – „Clan-Kriminelle von dort begehen auch hier ihre Straftaten“.
Allerdings lasse sich Clan-Kriminalität nicht bekämpfen wie beispielsweise Organisierte Kriminalität, sagte Oberstaatsanwalt Nils Leimbrock, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung krimineller Clanstrukturen. Etwa das Einschleusen von V-Leuten funktioniere nicht: „Sie kommen einfach nicht rein in den Clan. Aus dem Familienverbund packt niemand aus, es gibt keine Kronzeugen.“ Sollte es Zeugen geben, versuchten Clans diese unter Druck zu setzen, damit sie nicht aussagen: „Das macht unsere Arbeit extrem aufwendig.“