Die Figur, die Haare, der Teint – Dinge, die viele Frauen verzweifeln lassen. Schluss damit, sagt Kate Winslet. Die Oscarpreisträgerin rät etwas ganz anderes.
Mehr Stolz, weniger Selbstzweifel: Geht es nach der Oscarpreisträgerin Kate Winslet, sollten Frauen sich jeden Tag selbst sagen, wie toll sie sind. „Verschwendet künftig nichts mehr von eurer kostbaren, kostbaren Energie darauf, euch für euren Körper zu schämen. Hinterfragt nicht, wie ihr ausseht, ihr seid alle phänomenal“, ruft die 48-Jährige bei der Europapremiere ihres neuen Films „Die Fotografin“ auf dem Filmfest München. Und rund 1500 Gäste jubeln. Alle lieben Kate und klatschen begeistert, als sie am Dienstagabend auf der Bühne den Ehrenpreis des Festivals überreicht bekommt, den CineMerit Award.
Winslets Einsatz für Frauen kommt nicht von ungefähr. 1997 wurde sie mit „Titanic“ an der Seite von Leonardo di Caprio zum Weltstar – und das in einer Branche, die von Männern dominiert wurde. Doch die Britin weiß sich zu behaupten und wählt sorgfältig ihre Projekte und die Menschen aus, mit denen sie zusammenarbeitet.
„Die Fotografin“ und viele starke Frauen
Ihr neuer Film „Die Fotografin“ ist ein Werk vieler starker Frauen, vor und hinter der Kamera. Winslet ist Produzentin, gemeinsam mit Kate Solomon, mit der sie während des Drehs sogar zusammenwohnte. Und sie spielt die Hauptfigur Lee Miller (1907-1977), die es während des Zweiten Weltkrieges gegen alle Widerstände als Kriegsberichterstatterin für die britische Zeitschrift „Vogue“ an die Front schafft, obwohl da eigentlich nur Männer zugelassen sind. Ihre Fotos werden Zeitdokumente, darunter sind Aufnahmen von der Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Dachau.
Bei der Regie fiel die Wahl auf Ellen Kuras, deren Art des Geschichtenerzählens Winslet sehr schätzt. Zudem kennen sich beide schon seit 20 Jahren, von gemeinsamen Dreharbeiten, als Kuras noch Kamerafrau war. Frauen am Set seien damals rar gewesen, sagt Winslet. „Wir haben uns gut angefreundet, einfach weil wir die einzigen Mädels waren.“
Ein Dank von David Kross
Ein Wiedersehen für Winslet gab es mit David Kross („Kafka“), der beim CineMerit Award die Laudatio auf die berühmte Schauspielerin halten durfte. Die beiden hatten in dem Film „Der Vorleser“ von 2008, für den Winslet einen Oscar bekam, gemeinsam vor der Kamera gestanden. Das Thema: die Beziehung zwischen einem 15-Jährigen und einer 20 Jahre älteren Frau. Ein nicht ganz einfacher Dreh für Kross, der damals erst 17 war. Doch Winslet mit ihrer Offenheit und ihrem Verständnis stand ihm bei: „Ich bin sehr dankbar, wie du mir geholfen hast, mich bei diesen sehr intimen Szenen wohlzufühlen“, dankte Kross. „Du hast für mich einen sicheren Ort geschaffen und mir geholfen, den Prozess zu verstehen“, mit Geduld und vor allem sehr viel Humor.“