„Aktenteichen XY“: Mysteriöser Vermisstenfall – was geschah mit dem Lehrer Helmut Strigl?

Einen besonderen Vermisstenfall behandelt „Aktenzeichen XY“ an diesem Mittwoch. Ein ehemaliger Lehrer verschwindet – für die Polizei sind es aus mehreren Gründen schwierige Ermittlungen.

Er war völlig vereinsamt – und sein Verschwinden fiel jahrelang nicht auf: Was geschah mit Helmut Strigl? Die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ stellt an diesem Mittwoch (ZDF, 20.15 Uhr) diese Frage. Jedoch wird sie vermutlich sehr schwer zu beantworten sein. 

Denn vieles ist unklar im Zusammenhang mit dem Schicksal des pensionierten Lehrers. Ein Grund dafür ist, dass der Mann kaum soziale Kontakte hatte und sein Verschwinden erst sehr spät bemerkt wurde. Die Polizei hofft, dass es Menschen im TV-Publikum gibt, die vielleicht doch irgendetwas gesehen oder gehört haben, das zur Aufklärung des Falles beitragen kann.

Schauplatz des Geschehens ist die Gegend um Neuburg an der Donau in Bayern, etwa 30 Kilometer entfernt von Ingolstadt. Es war am 12. November 2021, als eine Cousine Strigls ihren Verwandten bei der Neuburger Polizei als vermisst meldete. Doch zu dem Zeitpunkt war er wohl schon seit Jahren nicht mehr gesehen worden. 

Ermittlerin aus Ingolstadt fragt bei „Aktenzeichen XY“ Zuschauer nach Beobachtungen von damals

Wie lange es schon kein Lebenszeichen mehr von ihm gibt, ist unklar. „Wir wissen ja nicht einmal, seit wann Helmut Strigl genau verschwunden ist. Den Tag x gibt es nicht“, zitiert die „Neuburger Rundschau“ Ermittlerin Silke Poller von der Kriminalpolizei Ingolstadt. Ihre Dienststelle ist für den Fall zuständig.

Laut Polizei wurde Strigl zuletzt am 25. Juni 2018 an seinem Wohnhaus in Rennertshofen, Ortsteil Trugenhofen, gesehen. Dies geht aus einer Pressemeldung der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ zur aktuellen Ausgabe hervor. Kommissariatsleiterin Poller wird den Fall am Mittwochabend bei Moderator Rudi Cerne präsentieren. Die „Neuburger Rundschau“ berichtet, ein Schornsteinfeger habe an jenem Tag Ende Juni an der Tür des Pensionärs geklingelt und mit ihm gesprochen. Nach diesem Datum vor fast genau sechs Jahren verliert sich die Spur des Mannes, der heute 70 Jahre alt wäre.

Die Ermittlungen ergaben allerdings eine jahrelange Vorgeschichte zu Strigls Verschwinden. So verlor er im März 2011 nach einer Alkoholfahrt seinen Führerschein. Damals war er noch im Schuldienst. Sein Auto behielt er, aber selbst fahren durfte er es nicht mehr. Dies wird später wichtig werden für den Vermisstenfall.

Es dauert noch ein paar Jahre bis zum Ruhestand. „Nach seiner Pensionierung im Februar 2018 zieht sich Strigl zurück“, so die Polizei. „Er lebt in einem ehemaligen Bauernhof, der seinen Eltern gehört hatte“. 

Dass er kaum Kontakte gehabt haben soll, berichtet auch die lokale Presse aus der Region Ingolstadt. Eine Zeitlang sei der alte Mann noch hin und wieder in einem Café in der Innenstadt Neuburgs gesehen worden, heißt es. Doch auch damit sei es irgendwann vorbei gewesen.

Bei ihren Ermittlungen fokussiert sich die Polizei auf einen Rumänen, der Strigl im Alltag unterstützt hat. Jener Mann ist gute drei Jahrzehnte jünger als der pensionierte Lehrer und hatte sich auf eine Annonce gemeldet: Denn weil Strigl selbst nicht mehr sein Auto steuern durfte, suchte er offenbar jemanden, der ihn fuhr oder für ihn Besorgungen machte.

Der laut der „Neuburger Rundschau“ heute 42-jährige Osteuropäer soll Einkäufe für den Senior erledigt und ihn zum Arzt gefahren haben. Zu diesem Zweck habe der Mann das Auto des Seniors genutzt. Die Polizei vermutet, dass der Rumäne das Vertrauen des ansonsten total vereinsamten Pensionärs gewann.

Welche Rolle spielte der Alltagshelfer von Helmut Strigl?

Wegen gewerbsmäßigen Betrugs wurde der Rumäne laut mehrerer Presseberichte inzwischen zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt. Doch zum Verschwinden des ehemaligen Lehrers schweige der Mann.Mit diesem Plakat suchte die Polizei nach dem Vermissten

Die Ermittler hätten dem früheren Alltagshelfer Strigls nachweisen können, dass er dessen Bankkonto abgeräumt habe, so die „Neuburger Rundschau“. Es gehe dabei um einen mittleren sechsstelligen Betrag. Der Rumäne habe regelmäßig die Unterschrift Strigls gefälscht.

Eine mögliche Spur zu dem Vermissten zerschlug sich mittlerweile: Dabei handelte es sich um das Auto des Vermissten, einen blauen BMW. Der Wagen war den Ermittlungen zufolge an einen Schrotthändler verkauft und zerlegt worden, was eine Sicherung möglicher Spuren verhindert habe, so die Lokalpresse.

Auch eine Durchsuchung von Strigls Wohnanwesen im Ortsteil Trugenhofen bei Rennertshofen ergab keine heiße Spur. Das Gebäude war laut Polizei zwar vermüllt und verschmutzt – es hätten sich aber keine Hinweise auf den Verbleib des Vermissten ergeben. Vermutungen, die Leiche Strigls könnte sich irgendwo auf dem Wohnanwesen befinden, bestätigten sich nicht. Auch das Auspumpen einer Sickergrube blieb demnach ohne Ergebnis.

Das Problem der Polizei ist in diesem Fall die lange Zeit, in der das Verschwinden Helmut Strigls unbemerkt blieb. Inzwischen ist er vermutlich gut sechs Jahre nicht mehr gesehen worden und er war anscheinend auch schon mehr als drei Jahre nirgendwo mehr aufgetaucht, als er von seiner Cousine als vermisst gemeldet wurde. 

Mit der Ausstrahlung des Falles in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ hoffen Ermittlerin Poller und ihr Team, dass sich vielleicht doch noch jemand an ein entscheidendes Detail von damals erinnert, das zur Klärung des Falles beiträgt.

Quellen: Pressemitteilung der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“, „Neuburger Rundschau„, Donaukurier„, „Pfaffenhofen Today

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