Bei den Grünen läuft zwischen Robert Habeck und Annalena Baerbock ein heimliches Duell um die nächste Kanzlerkandidatur. Wenn es nach der Mehrheit der Deutschen geht, sollte die Partei allerdings ganz darauf verzichten.
Vor drei Jahren ließ Robert Habeck einer Frau den Vortritt: Annalena Baerbock wurde Kanzlerkandidatin der Grünen. Die Bundestagswahl lief dann für die Partei nicht ganz so wie erhofft. Regierungschef wurde Olaf Scholz von der SPD – und Vizekanzler wurde Habeck. Seitdem sieht sich der Politiker in der Poleposition für die nächste Bundestagswahl. Seine Instagram-Videos etwa sind so staatsmännisch und empathisch, wie sie sich viele von einem Bundeskanzler wünschen würden. Doch auch Außenministerin Annalena Baerbock nutzt ihre Auftritte auf dem Parkett der Weltpolitik für die eigene Profilierung. Es ist ein mehr oder weniger offener Wettbewerb um die nächste Nominierung eines grünen Kanzlerkandidaten – oder eben einer Kanzlerkandidatin.
Einen Kanzlerkandidaten wollen nur die eigenen Wähler
Wenn es nach der Mehrheit der Deutschen geht, ist das Schaulaufen allerdings überflüssig. Wie eine stern-Umfrage ergab, sind 56 Prozent dagegen, dass die Grünen bei der nächsten Bundestagswahl wieder eine Kanzlerkandidatin bzw. einen Kanzlerkandidaten aufstellen. 39 Prozent sind dafür. Fünf Prozent äußern keine Meinung. Im Vergleich mit November 2023 hat sich der Anteil der Befürworter um sechs Prozentpunkte verringert.
Die Grünen haben in der Sonntagsfrage ihre Werte in den vergangenen zwei Jahren halbiert. Der Höchstwert hatte 25 Prozent betragen. Jetzt erreicht die Partei noch elf oder zwölf Prozent. Sie ist inzwischen auf den vierten Platz hinter CDU/CSU, AfD und SPD abgerutscht. Trotzdem sehen die Anhänger der Grünen die Idee einer Kanzlerkandidatur immer noch positiv: 84 Prozent sind für die Aufstellung eines eigenen Kandidaten. Von den Wählern der anderen Parteien finden das nur noch die der SPD mehrheitlich richtig (56 Prozent). Besonders groß ist die Ablehnung bei Anhängern des Bündnisses Sahra Wagenknecht (79 Prozent) und der AfD (85 Prozent). Aber selbst beim Ampel-Koalitionspartner FDP sind 61 Prozent der Wähler dagegen.
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa für den stern und RTL Deutschland am 27. und 28. Juni 2024 telefonisch erhoben. Datenbasis: 1002 Befragte. Damit ist die Umfrage repräsentativ. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte