Seine Hobbys sind für einen Grünen bemerkenswert. Zugleich ist ihm die Partei seit Kindertagen vertraut. Jetzt hat Staatssekretär Littig vier Monate Ministerin Binz vertreten.
Die Baby-Pause der rheinland-pfälzischen Ministerin Katharina Binz geht nach rund vier Monaten Anfang Juli zu Ende. „Es kommt mir länger vor“, sagt ihr Staatssekretär Janosch Littig im Redaktionsgespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Der 40-Jährige hat die Aufgaben der gleichaltrigen Ministerin für Integration, Verbraucherschutz, Familien und Frauen seit Mitte März übernommen.
Die beiden Grünen-Politiker aus Mainz kennen sich seit mehr als zehn Jahren. Seine Termine hätten sich in der Vertretungsphase „mit Sicherheit verdoppelt“, sagt Littig und nennt die Aufstellung des Landeshaushalts 2025/26 und die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) mit dem Schwerpunkt Flüchtlinge als besonders arbeitsintensive Beispiele.
Dabei habe er Repräsentationstermine auch an Abteilungsleiter delegiert; die Kulturthemen – für die Binz auch zuständig ist – übernahm sein Kollege, Staatssekretär Jürgen Hardeck (parteilos). „Um diese Termine habe ich ihn manchmal beneidet, aber sie sind auch vor allem abends und an den Wochenenden.“ Keine gute Zeit für den zweifachen Vater, der sich nach Binz‘ Rückkehr besonders auf drei Wochen Sommerferien mit seinen Kindern (7 und 11) freut.
Grüne Politik ist dem gebürtigen Trierer sozusagen in die Wiege gelegt. Sein Vater Reiner Marz war Landtagsabgeordneter (2001 bis 2006). Littig ist aber erst während seines Studiums – Politikwissenschaften, Jura und Soziologie – in Mainz in die Partei eingetreten.
Warum dieselbe Partei wie der Vater? Er sei überzeugt, dass es staatliche Regulierung in Umwelt- und Naturschutzfragen brauche, nennt Littig einen Grund. Der Einsatz für Bürgerrechte und Minderheiten seien andere. Zu viel Einmischung ins private Leben nerve ihn dagegen, betont er und verweist dabei auch auf seine Hobbys Motorradfahren und Jagen.
„Ich fremdle ab und zu mit meiner Partei“, sagt Littig insbesondere mit Blick auf die Bundes-Ampel. „Ihr Stil ist einfach zu abschreckend.“ In das „Haifischbecken Berlin“ habe es ihn aber auch nie gezogen. „Das hier ist das Land, das ich liebe“, sagt er mit Blick auf das Bindestrich-Bundesland Rheinland-Pfalz, gerade auch wegen „dieser Abwechslung“ zwischen den Regionen Pfalz, Rheinhessen, Hunsrück und Westerwald.
Als die Grünen 2011 nach Fukushima mit 15,6 Prozent den Wiedereinzug in den Landtag schafften, sei er der allererste Mitarbeiter der Fraktion gewesen, erzählt Littig. Zuvor habe er im Bundestagswahlkampf für die spätere Landesministerin Ulrike Höfken gearbeitet und in der APO-Zeit (außerparlamentarische Opposition) für die Partei.
Während der ersten Ampel-Regierung von Malu Dreyer (SPD) war er zweieinhalb Jahre stellvertretender Regierungssprecher. „Man kriegt viel mit und ist wahnsinnig frei“, erinnert er sich. Als Binz nach der Landtagswahl 2021 Ministerin wurde, übernahm er die Leitung ihres Büros. Im April 2023 wurde er Nachfolger von David Profit (auch Grüne).
Abgeordneter wie sein Vater wollte Littig nie werden. „Im Landtag reden, ist nicht mein Ding, und das ist auch etwas ganz anderes als in einem großen Saal zu sprechen.“ Eine Landtagsrede sei ihm auch in der Vertretungszeit von Binz erspart geblieben. Die Arbeit und die politische Auseinandersetzung in den Landtagsausschüssen habe ihm dagegen sehr gut gefallen. „Ich bin Generalist, mir macht alles Spaß.“
„Du führst die Amtsgeschäfte und entscheidest, wann du mich kontaktierst“, habe ihm Binz zu Beginn ihrer Baby-Pause gesagt. Stellvertretende Regierungschefin blieb sie auch während der Auszeit. Es habe Wochen gegeben, in denen er ihr nur eine Sprachnachricht geschickt und darin mitgeteilt habe, dass alles gut laufe, berichtet Littig. In anderen Wochen wie vor der MPK hätten sie dagegen engen Kontakt gehabt.
Klar ist für Littig nach vier Monaten Ministerin-Vertretung, dass dies nicht sein Traumjob wäre. „Ich bin da genau richtig, wo ich bin“, versichert der Staatssekretär, und er sei auch stolz auf diesen Posten. Karriere lasse sich aber nicht planen. Zumal für ihn ohnehin klar sei: „Ich gehe dahin, wohin mich die Partei ruft.“