So früh wurde noch nie ein so starker Hurrikan im Atlantik registriert. Der Klimawandel macht starke Stürme wahrscheinlicher. In Grenada hat „Beryl“ nun Land erreicht.
Das Auge des gefährlichen Wirbelsturms „Beryl“ zieht über den Südosten der Karibik hinweg. Als Hurrikan der zweitstärksten Kategorie 4 von 5 mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von bis zu 220 Kilometern pro Stunde erreichte der Sturm nach Angaben des US-Hurrikanzentrums NHC kurz vor Mittag Ortszeit (18.00 Uhr) die Insel Carriacou, die zum Staat Grenada gehört. Es handelt sich um den ersten Hurrikan der Saison und laut Experten um den frühesten je im Atlantik gemessenen der Kategorie 4.
Neben Grenada gilt eine Hurrikanwarnung auch für Barbados, St. Vincent und die Grenadinen sowie Tobago. Das NHC warnt vor extrem gefährlichen Bedingungen mit lebensgefährlichem Wind und Sturmfluten. Bewohner der betroffenen Gebiete sollten ihre Unterkünfte nicht verlassen. In Jamaika warnt die Regierung vor möglichen Hurrikan-Bedingungen.
„Wenn dieser Hurrikan wie vorhergesagt auf uns trifft (…), werden wir viele Verluste und Schäden erleiden, sowohl für einzelne Familien als auch für das ganze Land“, sagte der Premierminister von St. Vincent und die Grenadinen, Ralph Gonsalves, in einer Ansprache an die Nation am Sonntag. „Möge Gott uns alle leiten und beschützen“, teilte der Premierminister von St. Lucia, Philip Pierre, auf Facebook mit und rief einen nationalen Stillstand aus.
Historischer Hurrikan
In weniger als 24 Stunden hatte sich „Beryl“ am Sonntag von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der Kategorie 4 mit Windgeschwindigkeiten von 215 Kilometern pro Stunde entwickelt. „Beryl ist nun der früheste atlantische Hurrikan der Kategorie 4 in den Aufzeichnungen und übertrifft damit Hurrikan Dennis, der am 8. Juli 2005 zu einem Hurrikan der Kategorie 4 wurde“, schrieb der Hurrikan- und Sturmflutexperte Michael Lowry auf der Plattform X.
Hurrikane und Tropenstürme im Atlantik und östlichen Pazifik werden jedes Jahr nach alphabetischen Listen benannt. Der schon extrem starke „Beryl“ ist also erst der zweite Sturm der Saison, die im Atlantik am 1. Juni und im Pazifik am 15. Mai beginnt. Von einem Hurrikan spricht man ab Windgeschwindigkeiten von 119 Stundenkilometern, die höchste Kategorie – 5 – beginnt bei 251 Kilometern pro Stunde.
Hurrikan-Saison kann dieses Jahr stärker als sonst sein
Die Hurrikan-Saison über dem Atlantik könnte daher nach Einschätzung der US-Wetterbehörde in diesem Jahr ungewöhnlich stark ausfallen. Ursachen seien unter anderem überdurchschnittlich hohe Wassertemperaturen im Atlantik und das erwartete Einsetzen von „La Niña“, einer Phase kühleren Wassers im Pazifik.
Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Die Erderwärmung erhöht die Wahrscheinlichkeit starker Stürme. Oft legen Wirbelstürme bei ihrem Zug über das Meer an Stärke zu. Über Land verlieren sie schnell ihre Kraft, da der Nachschub feuchtwarmer Luftmassen fehlt.
Nach den aktuellen Prognosen dürfte sich „Beryl“, nachdem er die Kleinen Antillen hinter sich gelassen hat, weiter westwärts durch das karibische Meer bewegen. Mexikanische Prognosen besagen, dass er sich am Donnerstag der Ostküste der Halbinsel Yucatán mit den viel besuchten Badeorten Cancún und Playa del Carmen nähern dürfte.