Naturschützer freuen sich über die Rückkehr der schwarzen Wasservögel, Angler nicht. Der Unterwasserjäger mit Appetit auf Fische ist geschützt. Nun beschäftigt er die Politik.
Der Kormoran, ein einst auch in Hessen ausgerotteter Fischjäger, kehrt zurück. Er profitiert vom Artenschutz und vermehrt sich wieder – und verärgert in großer Zahl Angler und Fischer. Inzwischen beschäftigt er auch die Politik: Im hessischen Koalitionsvertrag hat Schwarz-Rot festgehalten: „Um eine effiziente Steuerung der Bestände und eine praktikable Schadensprävention zu ermöglichen, müssen auch Biber und Kormorane in die Liste der jagdbaren Wildtierarten aufgenommen werden.“ 1979 hatte die Europäische Gemeinschaft die Vögel jedoch unter Schutz gestellt.
Laut dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) war der Kormoran im Bundesland „durch starke Bejagung und ein geringes Nahrungsangebot ausgerottet worden“. 1985 begann hier die Wiederansiedlung. Immer mehr Kormorane flatterten über hessischen Gewässern. In den vergangenen zehn Jahren stabilisierte sich der Bestand der schwarzen Wasservögel dem HLNUG zufolge auf etwa 450 Brutpaare. Zudem überwintern Gäste auch teils aus dem Ausland in Hessen. Denn Kormorane sind Zugvögel. Im Winter 2022/23 etwa sind hier im Monatsmittel insgesamt rund 3000 gezählt worden.
Ein Kormoran (Phalacrocorax carbo) ist gefräßig: Rund ein halbes Kilo Fisch kann er laut Experten jeden Tag vertilgen. Er jagt unter Wasser. Naturschützer freuen sich über die Rückkehr der geselligen Vögel und sehen darin einen Erfolg des Artenschutzes.
Laut dem Vizepräsidenten des Verbandes Hessischer Fischer, Karl Schwebel, kommen Kormorane heute aber zahlreicher vor als in früheren Jahrhunderten. Sie schädigten die Artenvielfalt, indem sie auch seltenere Fischarten erbeuteten. Außer Nester plündernden Waschbären, seltenen Adlern und Uhus haben Kormorane laut Schwebel kaum Feinde. Im Winter jagten sie auch in Fischteichen, „weil die nicht mehr zufrieren“. Zudem verletzten jagende Kormorane unter Wasser oft nur ihre Beute. Der Naturschutzbund (Nabu) weist das zurück: Das komme nur selten bei zu großen Fischen vor. 2010 wurde der umstrittene Wasservogel in Deutschland zum Vogel des Jahres gekürt.
Vogel des Jahres 2010