Nach heftigen Stürmen, Gewittern und starken Regenfällen haben die Behörden in Frankreich und der Schweiz fünf Todesfälle gemeldet. Im nordostfranzösischen Département Aube kamen drei ältere Menschen ums Leben, gab die örtliche Präfektur am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP an. Zwei Tote wurden laut Polizei im Kanton Tessin im Südosten der Schweiz nach einem Erdrutsch infolge heftiger Regenfälle gefunden, ein weiterer Mensch wird noch vermisst.
Die drei Todesopfer in Frankreich hätten sich am Samstagabend im Auto befunden, als ein Baum infolge der starken Winde auf den Wagen krachte, erklärte die Präfektur. Ein weiterer Fahrgast sei noch in Lebensgefahr. Alle vier seien in ihren 70. oder 80. Lebensjahrzehnt, hieß es.
Im Nachbarland Schweiz hätten die Rettungskräfte zwei Leichen „in Zusammenhang mit dem Erdrutsch“ in der Gegend von Fontana im Nordwesten des Tessin gefunden, hieß es am Sonntag in einer Mitteilung der Kantonspolizei. Nach einem Bericht der Lokalzeitung „La Regione“ handelt es sich bei den Todesopfern um zwei Schweizer Urlauberinnen.
Seit Samstagnachmittag waren weite Teile der Schweiz von Gewittern und heftigen Regenfällen getroffen worden. Am frühen Sonntagmorgen wurden die Bewohner von Prato-Sornico und des Maggia-Tals im Tessin aufgerufen, Häuser in der Nähe des Flusses Maggia zu verlassen.
Im Ort Mogno wurden 70 Menschen aus einem Ferienlager evakuiert. Auch Campingplätze entlang des Flusses mussten Reisende nach Angaben der Kantonspolizei verlassen. Durch das Hochwasser seien Straßen blockiert, außerdem sei eine Brücke von den Wassermassen fortgerissen worden.
Auch ein paar Täler in der Nähe des Maggia-Tals waren nicht mehr zugänglich und zudem von der Stromversorgung abgeschnitten. Der Rettungseinsatz in dem Tal gestalte sich wegen der schlechten Wetterbedingungen schwierig, hatte die Polizei zuvor mitgeteilt. Die Armee setzte mehrere Hubschrauber im Tessin und dem ebenfalls betroffenen Kanton Wallis im Südwesten der Schweiz ein.
Wie der Schweizer Katastrophen-Warndienst Alertswiss mitteilte, waren Teile des Tessin von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Die Rettungsdienste prüften zudem, wie sie 300 Menschen evakuieren könnten, die für ein Fußballturnier in der Gemeinde Peccia angereist waren.
Im Kanton Wallis ließen die heftigen Regenfälle und die Schneeschmelze die Rhône und ihre Nebenflüsse über ihre Ufer treten. Nach Angaben der örtlichen Behörden mussten mehrere hundert Menschen ihre Häuser verlassen. Betroffen seien insbesondere die Einwohner zwischen Raron und Gampel sowie in Chippis und Sierre. Im bekannten Ski-Ort Zermatt im Wallis trat der Rhône-Zufluss Vispa erneut über die Ufer, wie auf im Onlinedienst X verbreiteten Bildern zu sehen war.
Wegen der Regenfälle wurden im Wallis nach Angaben der Behörden auch zahlreiche Straßen gesperrt, darunter der Simplonpass, eine wichtige Route auch für den internationalen Verkehr. Auch der Zugverkehr war beeinträchtigt.
Angesichts des Gewitterrisikos hatten mehrere Kantone die Fanzonen vorsichtshalber geschlossen, so dass tausenden Schweizer Fußballfans das gemeinsame Feiern des 2:0-Siegs ihrer Nationalmannschaft gegen Italien bei der Europameisterschaft der Männer verwehrt blieb. Schon am vorangegangenen Wochenende hatten ungewöhnlich heftige Regenfälle und Gewitter im Südosten des Landes große Schäden angerichtet. Mindestens ein Mensch kam ums Leben.
Auch im Nordwesten von Italien kam es zu Überschwemmungen und Schlammlawinen im Piemont und dem Aostatal. Die Feuerwehr im Piemont zählte bis Sonntagmorgen 80 Rettungseinsätze. Im Aostatal blockierte eine Schlammlawine kurzzeitig den Zugang zum Ferienort Cervinia. Die über das Ufer tretenden Fluten eines Gebirgsbachs sorgten für Überschwemmungen und schwere Schäden in der Gemeinde.
Das 1300-Einwohner-Dorf Cogne wurde von Schlammmassen von der Außenwelt abgeschnitten. Im nahen Valnontey fielen das Stromnetz und die Wasserversorgung aus.