Sparmaßnahmen : SWR überträgt Festumzug nicht: Weininstitut bedauert Schritt

Die ARD spart in vielen Häusern Millionenbeträge in den nächsten Jahren, betroffen ist auch der SWR. Eine Entscheidung geht das Deutsche Weinlesefest an.

Im Rahmen umfassender Sparmaßnahmen wird der Südwestrundfunk (SWR) den Festumzug des Deutschen Weinlesefests mit Zehntausenden Teilnehmern und Zuschauern vorerst nicht mehr live senden. „Wir reduzieren unter anderem den Aufwand für Übertragungen öffentlicher Veranstaltungen, die nur jährlich stattfinden und im Fernsehen immer weniger Menschen einschalten“, sagte eine SWR-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. „Die Übertragung des Umzugs hat uns zuletzt im Jahr einen höheren fünfstelligen Betrag gekostet. Dieser Betrag wird nun in unserem Budget dauerhaft gestrichen.“

Der SWR werde aber selbstverständlich über den Umzug Ende Oktober in Neustadt an der Weinstraße berichten. „Wir arbeiten dafür an modernen Formen, damit wir auch hier unserem Auftrag, mit regionalen Inhalten jüngere Menschen besser zu erreichen, noch gerechter werden“, betonte die Sprecherin.

Bei der Wahl der Deutschen Weinkönigin plane der SWR auf absehbare Zeit keine Kürzungen. „Wir haben in den beiden letzten Jahren sogar erheblich in die Modernisierung der Übertragungen aus dem Saalbau in Neustadt investiert.“

Weininstitut: „Das tut weh“

Das Deutsche Weininstitut (DWI) begrüßte die Entscheidung in Bezug auf die Wahl der Weinkönigin, bedauerte aber den Schritt beim Weinlesefest. „Der Schritt des SWR bedeutet, dass unsere Branche im Wettbewerb an Themen des Senders in dieser Einzelentscheidung unterlag“, sagte ein Sprecher in Bodenheim der dpa. „Das tut weh, denn der Weinsektor kann zurzeit jede Unterstützung gebrauchen – auch mediale -, da er sich schwierigsten Veränderungsprozessen ausgesetzt sieht.“ Speziell der Weinbau sei ein bildstarkes, identitätsstiftendes Thema, das die Menschen auch in bewegten Zeiten zusammenhalte.

Die Ursprünge des Weinlesefests ließen sich bis 1909 zurückverfolgen, als in der „Perle der Pfalz“ erstmals ein Winzerfestumzug den Auftakt der Weinfestsaison markierte, betonte der DWI-Sprecher. Der Umzug helfe auch, aktive Winzerinnen und Winzer sowie die Repräsentantinnen des aktuellen Jahrgangs der Öffentlichkeit vorzustellen. „Der Umzug zieht jährlich bis zu 100.000 Menschen an.“

Neustadt: „Werden Gespräche führen“

Die Verwaltung von Neustadt an der Weinstraße betonte, der Umzug besitze große Bedeutung für das Deutsche Weinlesefest und die ganze Stadt. Nach internen Gesprächen mit dem SWR habe der langjährige Partner die Aufzeichnung des Umzugs im Oktober zugesichert, teilte eine Sprecherin der Kommune in der Pfalz mit. „Nach dem Weinlesefest werden die Verantwortlichen Gespräche führen, wie die Aufzeichnung und Übertragung im Jahr 2025 und in den Folgejahren gestaltet werden kann.“

Der SWR hat angekündigt, wegen Spar- und Kostendrucks in seinem TV-Programm zu streichen und den Verkauf mehrerer Immobilien zu planen. Es geht um Einschnitte in Verwaltung, Produktion, Infrastruktur und Programm, wie der öffentlich-rechtliche ARD-Sender zu Wochenbeginn mitgeteilt hatte. So sollen voraussichtlich rund 280 Millionen Euro – umgerechnet pro Jahr rund 70 Millionen Euro – in den nächsten vier Jahren gespart werden.

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