Seit mehr als 20 Jahren wird das Dorf Reppichau als großes Freilichtmuseum zur Rechtsgeschichte gestaltet. Jetzt ist wieder ein neues Werk dazugekommen.
Das Dorf Reppichau hat sein Freilicht-Kunstprojekt zur mittelalterlichen Rechtsgeschichte erneut erweitert. An einer alten Schuppenanlage sei eine Märchenwand entstanden, sagte der Vorsitzende des Reppichauer Fördervereins, Erich Reichert. Die 26 Meter lange Wand wurde wie viele andere Kunstwerke in dem Ort im Landkreis Anhalt-Bitterfeld vom Künstler Stefan Rogge gestaltet.
In Reppichau wurde einst Eike von Repgow geboren. Er ist der Verfasser des Sachsenspiegels, des ersten deutschen Rechtsbuchs aus dem 13. Jahrhundert. Diese Historie haben die Reppichauer vor mehr als 20 Jahren zum Anlass genommen, ihren Ort als Kunstprojekt umzugestalten. Zahlreiche Fassaden in dem 470-Einwohner-Dorf sowie viele Metallkunstwerke zeigen Motive aus dem Sachsenspiegel.
„Aus einer Spinnerei ist etwas Einzigartiges entstanden“, sagte Reichert. Reppichau sei ein unvergleichliches Freilichtmuseum zur deutschen und europäischen mittelalterlichen Rechtsgeschichte geworden. Mehr als die Hälfte der Gebäude im Ort sei inzwischen mit Kunstwerken verziert. Die verschiedenen Vorhaben seien vom Land, aber auch vom Landkreis gefördert worden.
Das gesamte Projekt sei zu 90 Prozent abgeschlossen. Momentan stehe jedoch die Restaurierung früher Werke im Vordergrund. Wind und Wetter hätten in den vergangenen 20 Jahren ihre Spuren hinterlassen, sagte Reichert.
Repgow schrieb den Sachsenspiegel zwischen 1220 und 1233. Die Urfassung ist verschollen. Erhalten sind vier Bilderhandschriften. Der Adlige hatte mündlich überliefertes Recht aufgeschrieben. Auch das moderne Recht basiert auf dem Sachsenspiegel. Unter anderem wurden Passagen aus dem Nachbarschaftsrecht in das seit 1900 geltende Bürgerliche Gesetzbuch übernommen.