Agrar: Ernteauftakt: Auch Landwirte rechnen mit Spätfrost-Schäden

Sachsens Landwirte haben mit der Ernte begonnen. Prognosen zum Ertrag gibt es nicht – auch wegen der Wetterbedingungen.

Die Spätfröste im März haben auch die Äcker von Sachsens Landwirten getroffen. Bei den Winterbeständen, die in ihrer Entwicklung gegenüber dem Vorjahresstand drei Wochen voraus waren, sorgten sie für noch unkalkulierbare Schäden, wie der Landesbauernverband am Freitag zum Ernteauftakt in Prausitz (Landkreis Meißen) mitteilte. Nässe und Spätfröste machten Aussagen zu den Erwartungen insgesamt schwierig. Dank überdurchschnittlicher Niederschläge im Winter seien die Landwirte mit Optimismus ins Frühjahr gegangen, nun aber erschwerten mit Wasser gesättigte Böden die Aussaat der Sommerkulturen.

Es sei offen, wie sich das auf Ertrag und Qualität der Sommer- und Winterkulturen ausgewirkt habe, sagte Verbandspräsident Torsten Krawczyk beim Ernteauftakt in Prausitz. So könne die Wintergerste ziemlich gelitten haben, einige Landwirte hätten vermehrt „taube Ähren“ in ihrem Getreide gefunden. Das Ausmaß der Schäden werde sich erst noch zeigen. „Am Ende ist es aber wie so oft: Die Druschsaison ist ein nicht beeinflussbares Glücksspiel.“ Anders als erwartet konnte trotz schneller Reife die Ernte nicht so früh beginnen – die Wintergerste sei in nassen und kühlen Junitagen nur langsam abgereift.

Größere Sorgen machen den Landwirten die kontinuierlich fallenden Marktpreise in den vergangenen vier Wochen, sagte Krawczyk. „Eine Stabilisierung ist nicht in Sicht.“ Dabei seien vielerorts die Lager noch gut gefüllt mit nicht verkauftem Erntegut des Vorjahres. Das könne mitunter nicht mehr zur Lebensmittelverarbeitung verwendet werden. Die Lage spitze sich weiter zu, und der nötige Sofort-Verkauf ihrer Druschfrüchte komme den Betrieben teuer zu stehen. Sachsens Landwirte bearbeiten nach Verbandsangaben aktuell rund 702.846 Hektar Ackerland. Gut die Hälfte entfalle auf den Getreideanbau, vornehmlich Weizen, Gerste und Roggen, aber auch Körnermais. Bedeutendste Fruchtart danach ist Winterraps mit 107.200 Hektar, gefolgt von Silomais und Zuckerrüben.