In einem südenglischen Ort warten Bewohner derzeit lange auf ihre Post. Schuld ist nicht die Royal Mail, sondern eine Horde Möwen. Anwohner berichten von Postboten, die um ihr Leben rennen.
In der kleinen britischen Ortschaft Liskeard erhielten die Bewohner kürzlich einen Brief des nationalen Postzustellers, der Royal Mail. Darin entschuldigte sich die Post für Verzögerungen im Briefverkehr. So weit, so unspektakulär. Was weitaus spektakulärer ist: der Grund für die Verspätungen. Aggressive Möwen behinderten die Zusteller mit ihren Angriffen, wie britische Medien aus einem in Südengland verteilten Schreiben zitieren. Die Tiere schützten ihren Nachwuchs und machten es den Postboten fast unmöglich, die Briefe zuzustellen.
Ganz lösungsorientiert lieferte die britische Post den Anwohnern gleich zwei konstruktive Vorschläge: Entweder, sie würden abwarten, bis die Vögel ihre Aggressionen loswürden, der Zeitpunkt dafür: ungewiss. Oder aber sie gäben eine neue Zustelladresse an.
In dem Schreiben heißt es demnach wörtlich: „Wie Sie vielleicht wissen, haben wir derzeit einige Schwierigkeiten, Sie und Ihre Nachbarn sicher zu beliefern.“ Der Zweck des Briefes sei es, zunächst über die Probleme zu informieren, die man habe – aber auch, zu versichern, dass weiterhin jeden Tag versucht werde, zu liefern. „Während Royal Mail sich verpflichtet, eine konsistente tägliche Zustellung zu gewährleisten, hat der Schutz unserer Mitarbeiter höchste Priorität.“
Möwenattacke: Postboten rennen um ihr Leben
Die britische „Daily Mail“ sprach mit einem Anwohner, der erzählte, es handle sich bei den rüpelhaften Möwen dem Anschein nach um eine kleine Gruppe von Tieren. „Es sind immer dieselben. Aus irgendeinem Grund greifen sie mich nicht an, aber die Postboten und die Mitarbeiter der Stadtverwaltung rennen um ihr Leben.“
Eine weitere Bewohnerin berichtete demzufolge, die Möwen würden jedes Jahr ganze sechs Wochen lang auf dem Dach ihres Nachbarn nisten. In der Zeit sei es „irgendwie lebensgefährlich (…), hinauszugehen“, erzählte sie. „Mein ältester Sohn wird jeden Morgen angegriffen, wenn er zur Schule geht. Es ist wirklich ein tägliches Problem, bei dem ich sehe, wie Menschen, die vorbeigehen oder Dinge liefern, angegriffen werden.“
Solche Möwenattacken sind auch in Deutschland ein Problem
Aggressive Möwen schaffen es auch in Deutschland immer wieder in die Schlagzeilen. Die Stadt Kiel etwa stellte vor zwei Jahren eine „zunehmende Aggressivität bei Möwen“ fest und versuchte, die Lage durch Fütterungsverbote, Bußgelder und eine Plakataktion in den Griff zu bekommen. In Warnemünde vergraulten ruppige Möwen in diesem Jahr gar Touristen, indem sie ihnen die Fischbrötchen von der Hand schnappten. Ob die Post dort pünktlich zugestellt wird, ist indes nicht überliefert.