US-Wahl: Showdown in Atlanta: Biden und Trump treten zu TV-Duell an

Fernduelle liefern sich Joe Biden und Donald Trump ständig. Nun stehen sie sich erstmals seit Jahren auf der Bühne direkt gegenüber. Mit ihrer ersten TV-Debatte 2024 beginnt die heiße Wahlkampfphase.

Erstmals seit vier Jahren kommt es zu einem direkten Showdown der erbitterten politischen Gegner Joe Biden und Donald Trump. In der deutschen Nacht zu Freitag treten der US-Präsident und sein Amtsvorgänger im laufenden Wahlkampf zum TV-Duell gegeneinander an. Es ist das erste direkte Aufeinandertreffen der beiden seit Oktober 2020, als sie im damaligen Wahlkampf gemeinsam auf einer Fernsehbühne standen. Seitdem waren sie nie wieder zusammen im gleichen Raum – soweit bekannt ist. Damals war Trump noch der Amtsinhaber und Biden der Herausforderer. Diesmal sind die Rollen vertauscht. Und: Trump ist inzwischen ein verurteilter Straftäter.

Sein Schuldspruch in einem New Yorker Prozess um illegal verbuchte Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar hat dem Republikaner im Wahlkampf bislang allerdings nicht geschadet. Trump liegt trotz aller Skandale in Umfragen in etwa gleichauf mit dem demokratischen Amtsinhaber, der mit Imageproblemen rund um sein hohes Alter zu kämpfen hat. Biden ist 81 Jahre alt, Trump ist mit 78 Jahren allerdings kaum jünger.

Die Vorbereitung

Der Präsident tauchte für die Vorbereitung auf das Duell über Tage ab und trainierte eine Woche lang im abgelegenen Landsitz Camp David für die Debatte, ohne auch nur einen öffentlichen Termin zu absolvieren. Trump dagegen tönte in den vergangenen Tagen, er brauche nicht viel Training – er habe sich im Grunde sein „ganzes Leben“ auf das Duell vorbereitet, und zu debattieren sei ohnehin „vor allem eine Frage der Einstellung“.

Die Regeln

Ausrichter der Debatte ist der Fernsehsender CNN. Moderatoren sind die CNN-Journalisten Jake Tapper und Dana Bash. Übertragen wird aus einem Studio in Atlanta im Bundesstaat Georgia. Die Debatte dauert 90 Minuten. Währenddessen wird jeweils das Mikrofon des Präsidentschaftsbewerbers stumm geschaltet bleiben, der gerade nicht spricht. Biden und Trump müssen außerdem frei sprechen: Sie dürfen keine Spickzettel mit ans Rednerpult nehmen und bekommen lediglich Kugelschreiber und Notizblöcke gestellt. Kontakt zu ihren Wahlkampfteams ist ihnen auch während der beiden Werbepausen verboten. Die Debatte findet ohne Studiopublikum statt. Darauf soll Bidens Wahlkampfteam gedrungen haben.

Das Timing

Dass die erste TV-Debatte der beiden Präsidentschaftsanwärter bereits im Juni stattfindet, ist ungewöhnlich. Trump und Biden sollen erst im Juli und August bei Nominierungsparteitagen zu den offiziellen Kandidaten ihrer Parteien gekürt werden. Die notwendigen Delegiertenstimmen dafür haben sie sich bei den Vorwahlen aber früh im Rennen gesichert – deshalb gelten sie als Kandidaten für die Präsidentenwahl Anfang November gesetzt.

Frühere Aufreger

Im Wahljahr 2020 – damals noch mitten in der Corona-Pandemie – hatte das erste von zwei Biden-Trump-Duellen vor allem wegen des vielen Geschreis der beiden Aufsehen erregt. Doch die Debatte ist noch wegen eines weiteren Vorfalls denkwürdig. Wenige Tage nach dem Schlagabtausch teilte das Weiße Haus damals mit, dass Trump an Covid-19 erkrankt sei. In der Folge war der Republikaner für mehrere Tage im Krankenhaus. Trumps damaliger Stabschef Mark Meadows schrieb etwa ein Jahr später in einem Buch, dass Trump bereits vor der Debatte positiv auf das Coronavirus getestet worden sei, bei einem weiteren Test allerdings ein negatives Testergebnis erhalten habe. Trump wies die Darstellung zurück.

Die Abwesenden

Es gibt neben Biden und Trump zwar noch andere – chancenlose – Bewerber im aktuellen Rennen um das Weiße Haus, die auch gern auf der Fernsehbühne in Atlanta gestanden hätten. Der parteilose Robert F. Kennedy qualifizierte sich allerdings nicht. Der Neffe des früheren Präsidenten John F. Kennedy erreichte unter anderem nicht die von CNN festgelegte Schwelle bei Umfrageergebnissen. Auch der unabhängige Bewerber Cornel West oder Grünen-Kandidatin Jill Stein erfüllten die Voraussetzungen nicht.

Die Begleiterinnen

Offen ist, ob Trump bei der Debatte von seiner Ehefrau Melania begleitet wird. Die ehemalige First Lady zeigte sich seit dem Abschied aus dem Weißen Haus kaum öffentlich, hüllte sich weitgehend in Schweigen und spielte auch im Wahlkampf ihres Mannes bislang kaum keine Rolle. Biden jedenfalls wird laut Weißem Haus seine Frau Jill in Atlanta dabeihaben.

Zuschauen aus Deutschland

Die Fernsehsender Phoenix und ZDF übertragen die Debatte live in der deutschen Nacht zu Freitag ab 02.45 Uhr MESZ. Außerdem werden Livestreams im Internet angeboten, etwa bei Welt.de. Auch der Sender CNN selbst streamt das Duell live auf seiner Webseite CNN.com. Dies ist aus Deutschland allerdings nur mit einer VPN-Verbindung abrufbar.

Die nächste Runde

Eine weitere TV-Debatte zwischen Biden und Trump ist für September geplant und wird vom Sender ABC ausgerichtet. Offen ist noch, ob und wann es wie üblich eine TV-Debatte der Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten geben wird. Biden geht wieder mit Kamala Harris an seiner Seite ins Rennen, Trump hat noch keinen Vize benannt.