Joe Biden vs. Donald Trump: Am Abend steht die erste TV-Debatte zwischen dem US-Präsidenten und seinem Herausforderer an. Ex-Außenministerin Hillary Clinton hat sich drei Mal mit Trump duelliert und berichtet von Geschwätz, Beleidigungen und offenen Lügen.
In gut vier Monaten stimmen die Wählerinnen und Wähler in den USA über ihren nächsten Präsidenten ab. Bereits an diesem Abend (Ortszeit) steht in Atlanta im Bundesstaat Georgia ein Termin an, der großen Einfluss auf ihre Entscheidung haben könnte: das erste von zwei Fernsehduellen zwischen Joe Biden und Donald Trump.
Die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton hat sich sowohl mit dem Amtsinhaber als auch dem Herausforderer bereits einen solchen Schlagabtausch geliefert. 2008 stand sie im Vorwahlkampf der Demokraten mit dem damaligen Senator Biden auf der Bühne, und im Präsidentschaftswahlkampf 2016 lieferte sie sich als Kandidatin der Demokraten drei denkwürdige Debatten mit Trump. In der „New York Times“ schilderte die 76-Jährige, was es heißt, sich mit dem Republikaner vor laufenden Kameras zu duellieren.
Interview Alan Schroeder zur US-TV-Debatte 12.04
Clinton trainierte mit Scheindebatten für Duell gegen Trump
„Ich kenne den unerträglichen Druck, der entsteht, wenn man die Bühne betritt, und weiß, dass es fast unmöglich ist, sich auf Inhalte zu konzentrieren, wenn Mr. Trump dabei ist“, schrieb Clinton in einem Gastbeitrag für die Zeitung. Sie habe sich damals lange und intensiv auf ihre Auftritte vorbereitet, weil sie gewusst habe, dass sie einen Weg finden musste, um die Mätzchen ihres Gegners zu durchschauen. „In 90-minütigen Scheindebatten auf einer identischen Bühne übte ich, angesichts harter Fragen und offener Lügen über meine Leistungen und meinen Charakter einen kühlen Kopf zu bewahren“, berichtete die ehemalige Außenministerin. Ein langjähriger Berater habe dabei Trump gespielt und alles getan, was er konnte, um sie zu provozieren, zu verunsichern und zu verärgern.
Das Training habe sich ausgezahlt, resümierte Clinton. Wie erwartet habe Trump bei ihren Debatten einen Sturm an Unterbrechungen, Beleidigungen und Lügen losgelassen, der sogar die Moderatoren überfordert habe. Den Versuch, Trumps Argumente wie in einer normalen Debatte zu widerlegen, nannte die Demokratin „Zeitverschwendung“. „Es ist fast unmöglich zu erkennen, was seine Argumente überhaupt sind. Er beginnt mit Unsinn und schweift dann in Geschwätz ab.“
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Tipps für Biden und fürs Publikum
Trump unterbreche und drangsaliere seine Kontrahenten, schrieb Clinton weiter. Einmal habe er sie sogar auf der Bühne verfolgt, weil er dominant erscheinen und seinen Gegner aus dem Gleichgewicht bringen wolle. „Trump schimpft und tobt vielleicht auch deshalb, weil er vermeiden will, klare Antworten auf seine unpopulären Positionen zu geben, wie zum Beispiel die Einschränkung von Abtreibungen und Steuererleichterungen für Milliardäre“, mutmaßte die Demokratin.
Präsident Biden empfahl Clinton, so direkt und energisch aufzutreten, wie er es bei seiner Rede zur Lage der Nation im März getan habe, als er sich mit republikanischen Zwischenrufern angelegt habe. Dann würden Trumps Tricks scheitern.
Und auch für die Fernsehzuschauer hatte Clinton einen Rat: „Versuchen Sie, das Getöse zu durchschauen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, auf das was auf dem Spiel steht!“ 2016 habe Trump sich geweigert zu sagen, ob er das Wahlergebnis akzeptieren werde. „Sie dürfen weiter gespannt sein“, habe er entgegnet. „Wir sollten uns darüber im Klaren sein, was er sagt und was das bedeutet“, warnte Clinton nun. „Von diesem Gespräch lässt sich eine direkte Linie zu dem tödlichen Aufstand vor dem US-Kapitol am 6. Januar 2021 ziehen.“
Quellen:„New York Times“