Das „gute Leben“ suchen deutsche Rentnerinnen und Rentner vielfach in Frankreich. Doch beim Auswandern ins Nachbarland sollten sie einige Stolperfallen vermeiden.
Frankreichs vielfältiges Klima, von mediterranen Sommern im Süden bis zu milden Wintern im Westen, macht es zu einem attraktiven Ruhestandsziel. Das belegen die Zahlen: Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) zahlte im Jahr 2022 mehr als 230.000 Renten an deutsche Versicherte, die im Ausland leben – etwa 17.000 davon gingen nach Frankreich. Das Land des Savoir Vivre – des guten Lebens – belegt damit den vierten Platz der Top-Auswanderziele deutscher Senioren, knapp hinter Österreich, der Schweiz und Spanien.
Das Nachbarland zieht deutsche Seniorinnen und Senioren auch durch seine Nähe zu Deutschland an. Das Elsass ist beispielsweise nicht nur wegen seiner Fachwerkhäuser, Flammkuchen und Weinbau besonders bei deutschen Rentnern beliebt. Auch die verbreitete deutsche Sprache erleichtert Auswanderern hier das Leben.
Sprachkentnisse helfen im Alltag
Senioren, die es jenseits des Elsasses weiter ins Land zieht, sollten Französisch lernen, um sich im Alltag verständigen zu können. Zwar sprechen laut einer Umfrage des französischen Marktforschungsinstitut „Institut français d’opinion publique“ (IFOP) aus dem Jahr 2018 rund vier Prozent der befragten Franzosen laut eigener Aussage fließend Deutsch. Insgesamt rund 27 Prozent der Befragten gaben an, immerhin etwas Deutsch zu verstehen. Wer bei Behördengängen und im gesellschaftlichen Alltag allerdings souverän mitreden will, dürfte weder mit Deutsch noch mit Englisch weit kommen.
Wer als Deutscher nach Frankreich ziehen möchte, hat es generell leichter. Seit dem Jahr 2016 vereinfacht eine Zusatzübereinkunft zu bereits gültigen Abkommen die Situation für Rentner. Sie müssen ihre staatlichen Renteneinkünfte seitdem nur noch in dem Land versteuern, in dem ihr Hauptwohnsitz gemeldet ist. Weitere Einkünfte aus Deutschland, wie beispielsweise Mieteinnahmen, sind jedoch weiterhin in Deutschland steuerpflichtig. Für Fragen rund um die Rentenauszahlung nach Frankreich ist die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Rheinland-Pfalz zuständig.
Regionale Unterschiede bei Immobilienpreisen
Im Durchschnitt betrachtet sind die Immobilienpreise in Frankreich denen in der Bundesrepublik sehr ähnlich. Wer also im Nachbarland eine Immobile erwerben möchte, sollte das mit einem ähnlichen Budget wie dem in Deutschland notwendigen stemmen können: Laut Angaben der Immobilienvermittlung Engel & Völkers kostet eine Wohnung in Deutschland im Schnitt etwa 3270 Euro pro Quadratmeter, bei einem Haus sind es etwa 2610 Euro. Nach Angaben des französischen Immobilienportals Seloger liegen in Frankreich die durchschnittlichen Kaufpreise für Wohnungen bei rund 3840 Euro pro Quadratmeter, bei einem Haus kostet der Quadratmeter im Durchschnitt rund 2480 Euro.
Regional gibt es jedoch erhebliche Preisunterschiede – ähnlich wie in Deutschland. Am teuersten sind Immobilien in der Metropole Paris mit durchschnittlich bis zu 10.000 Euro pro Quadratmeter. Günstiger sind die Immobilien im Elsass, dort kostet ein Haus im Schnitt etwa 2481 Euro und eine Wohnung etwa 3839 Euro je Quadratmeter.
Herausforderungen für deutsche Käufer
Bei allen Ähnlichkeiten gibt es – wenig überraschend – auch Unterschiede. Wer sich ein Haus in Frankreich kauft, sollte Notarkosten und Grunderwerbsteuern mit einplanen. Laut Angaben des französischen Wirtschafts- und Finanzministeriums müssen Käuferinnen und Käufer von gebrauchten Immobilien sieben bis acht Prozent des Kaufpreises an Zusatzkosten zahlen. Wer also eine Immobilie im Wert von 300.000 Euro kauft, muss mit zusätzlichen Erwerbskosten von rund 22.000 Euro rechnen. Bei neuen Immobilien zahlen die Käufer nur zwei bis drei Prozent, weil die Grunderwerbssteuer und die Katastersteuer deutlich geringer sind.
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Beim Kauf eines Objekts liegen naturgemäß sämtliche Dokumente in französischer Sprache vor und es gilt das französische Recht. Daher ist es ratsam, die rechtlichen Unterschiede zu kennen – und sich einen französischen Notar zu suchen, der Erfahrung mit Käufern aus Deutschland hat, wenn nötig sogar Deutsch spricht. „Französische Notare gehen oft davon aus, dass jeder die Abläufe kennt“, sagt Françoise Berton, Geschäftsführerin der deutsch-französischen Rechtsanwaltskanzlei Berton & Associes.
Ein Prozedere, das deutsche Käufer oft missverstehen, ist der sogenannte Vorvertrag, den der Notar aufsetzt. Der Name deutet darauf hin, dass Käufer noch Zeit haben, ihre Entscheidung zu überdenken. In Frankreich ist ein Vorvertrag allerdings bereits verbindlich. Wer unterzeichnet hat, hat lediglich eine Frist von zehn Tagen, um von dem Vorvertrag wieder zurückzutreten.
Wer in Frankreich zur Miete wohnen möchte, muss im Schnitt mehr Geld zahlen als für eine durchschnittliche deutschen Miete. Während hierzulande laut aktuellen Daten von Engel & Völkers die durchschnittliche Miete je Quadratmeter bundesweit im Schnitt 11 Euro beträgt, liegt die durchschnittliche Miete in Frankreich laut Immobilienportalen aktuell bei etwa 13 Euro. Es gibt jedoch auch hier erhebliche regionale Unterschiede. Wer sich für das ländliche Leben in Frankreich entscheidet, findet auch günstigere Mietpreise vor. Abseits der Städte dürfte die Anzahl derer, die Deutsch oder andere Fremdsprachen beherrschen überproportional abnehmen – ganz ähnlich wie in Deutschland. Das eingesparte Budget ist dann vermutlich gut in Sprachkurse investiert.