Ganzjahresreifen versprechen viele zehntausend Kilometer Ruhe: Kein lästiges Wechseln, keine Platzverschwendung durch ungenutzte Räder. Doch viele Modelle sind ein Kompromiss – bis jetzt.
Ganzjahresreifen – sie könnten so praktisch sein. Doch die Allwetter-Pneus hatten immer auch mit einem mittelmäßigen Ruf zu kämpfen. Im Sommer waren sie nicht griffig genug, im Winter ebenfalls schlechter als spezialisierte Bereifung. Nach aufwändigen Testreihen gibt der ADAC nun Hoffnung und schreibt „Es tut sich was auf dem Markt für Ganzjahresreifen.“
Grund für dieses Fazit ist die Tatsache, dass der ADAC erstmalig einen Allwetterreifen mit der Note „gut“ bewertet hat – ein Novum in dieser Kategorie. Für den Test verglich der Club 16 Reifen von unterschiedlichen Herstellern in der gängigen Dimension 205/55 R 16. Diese Reifen eigenen sich zum Beispiel für Modelle wie die Mercedes-Benz A-Klasse, den Mazda 3, VW Passat und VW Golf. Es ist, laut ADAC, die Reifengröße mit der höchsten Nachfrage.
Zwei Reifen „mangelhaft“
Getestet wurden die Reifen in den Kategorien Fahrsicherheit bei unterschiedlichen Bedingungen und der Umweltbilanz. Letztere setzt sich aus dem Kraftstoffverbrauch, dem Abrieb und der prognostizierten Laufleistung zusammen.
Wie groß die Unterschiede sein können, zeigt ein Blick auf die Schlusslichter im Test. Den letzten Platz belegte der Infinity Ecofour und bekam die Note „mangelhaft“. Der ADAC spricht von „indiskutablen Ergebnissen“. Demnach versagte der Reifen schon bei Nässe und erwies sich als schwer kontrollierbar. Ebenfalls „mangelhaft“ ist laut Test der Kenda Kenetica 4S, welcher bei Schnee versagte und kaum Reserven im Grenzbereich bot.
Satte sieben Reifen schlossen mit der Gesamtnote „ausreichend“ ab. Auch diese Reifen können die Tester nicht empfehlen, heißt es. Teilweise zeigten die Modelle „zu große Schwächen besonders auf trockener Fahrbahn“ und hätten bei Ausweichmanövern Probleme gemacht. Unter den Herstellern sind durchaus bekannte Namen, etwa Semperit, Toyo, Yokohama und Firestone.
Testsieger hat nicht die besten Fahrleistungen
Testsieger wurde der Goodyear Vector 4Seasons Gen-3. Er schaffte es aufgrund der besten Umweltbilanz, darunter die mit Abstand höchste prognostizierte Laufleistung, auf die Gesamtnote „gut“. Laut ADAC wies der Reifen „in keinem Bereich eklatante Schwächen“ auf. Aber: Da der Reifen bei sommerlichen Temperaturen nicht die allerbesten Leistungen zeigte, reichte es in puncto Fahrsicherheit nur für die Note 2,7 und damit ein „befriedigend“ in dieser Disziplin.
Wer absolute Priorität auf Fahrsicherheit legt, sollte sich laut Club den Pirelli Cinturato All Season SF2 anschauen. Mit der Note 2,3 („gut“) holte der Reifen die besten Noten bei sommerlichen wie auch bei winterlichen und nassen Bedingungen. Aber: Mit prognostizierten 33000 Kilometern liegt dessen Laufleistung auf dem letzten Platz – der Goodyear hielte beinahe doppelt so lang. Der ADAC merkt an, dass es für diesen Reifen bereits einen Nachfolger gibt, Testergebnisse aber bisher nicht vorliegen.
Der ADAC schreibt abschließend: „Durch die Bank Alleskönner sind Ganzjahresreifen längst noch nicht. Es gibt zwar sehr erfreuliche Entwicklungen, wie insgesamt sieben empfehlenswerte Modelle und vor allem der erste mit ‚gut‘ bewertete Ganzjahresreifen zeigt. Doch dass neun von 16 Reifen nicht zu empfehlen sind, ist ebenfalls Fakt.“
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