Als Beamter geht man normalerweise mit Mitte 60 in den Ruhestand, vielleicht sogar früher. Miroslav Nemec aber ist auch mit 70 „Tatort“-Kommissar – zumindest noch für eine Weile.
Es war ein großer Einschnitt für den deutschen Krimi. Als der Bayerische Rundfunk im Januar bekanntgab, dass die Münchner „Tatort„-Kommissare Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl nach 100 Folgen Schluss machen mit der Kultreihe, da beschrieben viele diesen Schritt als das, was er ist: das Ende einer Ära.
35 Jahre waren Nemec und Wachtveitl dann in ihren Rollen als Ivo Batic und Franz Leitmayr im Dienst und wer sich fragt, wie verwoben die beiden mit ihren Rollen auch in der öffentlichen Wahrnehmung sind, der sollte einen Blick in Nemecs Bücher werfen, die er vor einigen Jahren auf den Markt gebracht hat.
„Die Toten von der Falkneralm“ und „Kroatisches Roulette“ heißen seine Krimis, in denen er selbst die Hauptfigur ist: Nemec, der zum Ermittler wird, weil alle ihn als „Tatort“-Kommissar kennen und für einen solchen halten.
Fünf Folgen fehlen noch
Am 26. Juni wird Nemec 70. „Der Tatortkommissar und ich“ heißt die Ausgabe der „Lebenslinien“, die der Bayerische Rundfunk 2019, zum 65. von Nemec, herausgebracht hat und die zu seinem runden Geburtstag jetzt noch einmal ausgestrahlt wird.
Während andere Beamte in dem Alter längst in den Ruhestand getreten sind, hat er noch einiges vor sich. 95 Folgen mit dem Münchner Ermittlerteam hat das Erste bislang gezeigt – fehlen noch fünf bis zur 100.
„Als „Tatort“-Hauptkommissare haben Udo und ich in den letzten Jahren einige echte Polizeikollegen und einen Münchner Polizeipräsidenten mit in den Ruhestand verabschiedet. Die waren alle etwas jünger als wir“, sagte Nemec, als der BR bekannt gab, dass er und Wachtveitl nun langsam aber sicher Servus sagen. „Wir sind auch nicht Keith Richards und Mick Jagger, die mit 80 noch arbeiten müssen“, sagte Wachtveitl damals.
Die Geschichte von Nemec und Wachtveitl als Batic und Leitmayr geht zurück in das Jahr 1991 und ist damit älter als der 1993 geborene Schauspieler Ferdinand Hofer, der seit mehr als zehn Jahren den Assistenten Kalli spielt. Nur Ulrike Folkerts als Ludwigshafener Ermittlerin Lena Odenthal ist noch zwei Jahre länger im Dienst – hat aber in der Zeit deutlich weniger Fälle gehabt.
Von „Born to be wild“ bis „Rebel yell“
Dutzende Fälle rund um „Liebe, Sex und Tod“ (1997), „Starkbier“ (1999), den „Viktualienmarkt“ (2000) und „Die letzte Wiesn“ (2015) folgten auf den ersten Fall des Teams Nemec/Wachtveitl mit dem Titel „Animals“.
Dass er nach seinem „Tatort“-Aus im kommenden Jahr nicht weiß, was er mit seiner Zeit anfangen soll, dürfte unwahrscheinlich sein. Denn „Tatort“ und die Schauspielerei sind für Nemec, der 1954 in Zagreb geboren wurde und mit zwölf Jahren von seinen Eltern aus dem damaligen Jugoslawien ins bayerische Freilassing geschickt wurde, längst nicht alles.
Er träumte schon als Jugendlicher davon, Rockmusiker zu werden und macht heute auch einigermaßen erfolgreich Musik. Im Jahr 1996 gründete er die Miro Nemec Band, die unter anderem Coversongs singt von „Born to be wild“ über „Tausendmal berührt“ bis „Rebel yell“.
Infos zu den Lebenslinien