Nach zwölf Jahren Botschaftsasyl und Gefängnis ist Julian Assange nun offiziell ein „freier Mann“. Eine US-Richterin im Pazifikterritorium Nördliche Marianen entließ den Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks am Mittwoch mit diesen Worten in die Freiheit. Zuvor hatte sich der 52-jährige im Rahmen einer Vereinbarung mit der US-Justiz der Verschwörung zur Weitergabe von Informationen zur nationalen Verteidigung schuldig bekannt. Er flog nach dem Gerichtstermin in Richtung seines Heimatlandes Australien weiter.
Assanges Anwältin Jen Robinson sprach von einem „historischen Tag“, der 14 Jahre juristischer Auseinandersetzungen beende. Auch der australische Premierminister Anthony Albanese zeigte sich „sehr erfreut“ über das Ende des jahrelangen juristischen Tauziehens zwischen Assange und der US-Justiz.
Die US-Richterin Ramona V. Manglona äußerte die Hoffnung, dass die Vereinbarung Assange nach seiner Inhaftierung nun etwas „Frieden“ bringen werde. Der Wikileaks-Gründer wurde bei dem Gerichtstermin formell zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und zwei Monaten verurteilt. Diese Strafe gilt aber wegen seiner entsprechenden Haftzeit in einem britischen Gefängnis als bereits verbüßt. Vor seiner Haftzeit hatte Assange sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London Asyl gefunden.
„Sie werden diesen Gerichtssaal als freier Mann verlassen können“, sagte Richterin Manglona dann am Mittwoch. Assange, der mit einem Privatjet von London über Bangkok zu der Insel Saipan in den Nördlichen Marianen gereist war, wirkte während des Gerichtstermins erschöpft, aber entspannt. Er trug einen schwarzen Anzug und einen braunen Schlips.
Nach Verlassen des Gerichts äußerte sich Assange nicht gegenüber Reportern. Er flog anschließend in einem Privatflugzeug von Saipan ab, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP beobachteten. Seine Anwältin Robinson begrüßte, dass nun ein Fall abgeschlossen sei, der als „die größte Bedrohung“ für die Redefreiheit in den Vereinigten Staaten im 21. Jahrhundert gegolten habe.
Australiens Premier Albanese bezeichnete die Lösung im Fall Assange als Ergebnis einer „sorgfältigen, geduldigen und entschlossenen Arbeit, auf die ich sehr stolz bin“. Das erzielte Ergebnis sei nach seiner Auffassung so von der „überwältigenden Mehrheit der Australier gewünscht“ gewesen, sagte der Regierungschef.
Assanges Vater John Shipton berichtete, aus Freude über die bevorstehende Rückkehr seine Sohnes nach Australien „Rad zu schlagen“. Sein Sohn werde nun wertvolle Zeit mit seiner Ehefrau Stella und den beiden Kindern verbringen können, am Strand spazieren gehen „und den Sand zwischen seinen Zehen zu spüren“ können, sagte Shipton dem australischen Sender ABC.
Das US-Justizministerium teilte unterdessen mit, dass Assange künftig die Einreise in die Vereinigten Staaten ohne Erlaubnis untersagt sei. Dies sei Teil der getroffenen Vereinbarung. Der Gerichtstermin hatte auf den Nördlichen Marianen stattgefunden, weil sich Assange nicht auf das Festland der USA begeben wollte.
Assange wird in den USA beschuldigt, ab 2010 rund 700.000 vertrauliche Dokumente über militärische und diplomatische US-Aktivitäten veröffentlicht zu haben. Die Papiere enthielten brisante Informationen über die Kriege im Irak und in Afghanistan, unter anderem über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen durch US-Militärangehörige.
Für seine Anhänger ist Assange ein Held, der für die freie Meinungsäußerung streitet. Seine Kritiker sehen in ihm einen Schurken, der die Sicherheit der USA sowie geheimdienstlicher Quellen gefährdet hat.
Assanges Einigung mit der US-Justiz kam dann zwei Wochen vor einer wichtigen Anhörung vor der britischen Justiz. Dabei sollte es um seine Auslieferung an die USA gehen. Nach einer Gerichtsentscheidung hatte die britische Regierung bereits im Juni 2022 Assanges Auslieferung zugestimmt, der Wikileaks-Gründer kämpfte jedoch vom Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh aus dagegen an. Ihm hatten in den USA bis zu 175 Jahre Haft gedroht.
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