Mehrere Länder litten kürzlich unter flächendeckenden Blackouts. Das Stromnetz war kollabiert. Unser Energie-Experte klärt auf, wie wahrscheinlich das hierzulande ist.
Die Adriaküste und Ecuador erlebten jüngst großflächige Stromausfälle („Blackouts“). In Ecuador fielen Wasserkraftwerke aus, weil Talsperren wegen Dürre leergelaufen waren oder sintflutartige Regenfälle zur Abschaltung führten. An der Adria sorgte unter anderem Hitze für eine extreme Stromnachfrage durch Kühlanlagen. Hier wie dort gab es zu wenig Strom, um den Bedarf zu decken. Daher begannen Netzspannung und -frequenz zu schwanken – das Netz kollabierte.
Weltweit müssen Betreiber die Netze stabilisieren, um Angebot und Bedarf in Deckung zu bringen. Auch in Deutschland. Fast jeden Tag werden dafür Kraftwerke gedrosselt, abgeschaltet oder wieder hochgefahren. Hilfreich ist dabei das europäische Stromnetz. Die Energie kann bei Überangebot ins Ausland fließen, umgekehrt wird sie, wenn nötig, von dort importiert.
Bundesweite Blackouts sind sehr unwahrscheinlich
Je mehr schwankender Wind- und Sonnenstrom ins Netz fließt, desto mehr Eingriffe sind nötig. Technisch ist das kein Problem: Deutschlands Stromversorgung zählt zu den stabilsten der Welt. Wenn überhaupt, kommt es lokal zu Ausfällen, und die dauerten laut Bundesnetzagentur 2022 im Schnitt nur 12,2 Minuten – in den USA rund zehnmal so lange. Ein „Stresstest“ der Übertragungsnetzbetreiber bestätigte, dass bundesweite Blackouts sehr unwahrscheinlich sind.
STERN PAID 13_24 Energiewende 12:59
Damit weiterhin genug Flexibilität vorhanden ist, müssen die Stromübertragungsnetze ausgebaut werden. Heute managen sie vier Privatbetreiber: 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW. Die Bundesregierung würde die Netze wegen ihrer Systemrelevanz am liebsten wieder übernehmen. Doch erst vergangene Woche hat die FDP den Kauf des Tennet-Netzes durch den Bund gestoppt.