Kryptowährung: Was die deutsche Polizei mit den Bitcoin-Kursverlusten zu tun hat

Der Kurs der Kryptowährung Bitcoin gibt nach. Dafür gibt es einige Gründe: Die Investoren wollen weiter sinkenden Kursen vorgreifen, an denen die Pleite-Kryptobörse Mt. Gox, die miese Stimmung und ausgerechnet die Polizei schuld sind.

Disclaimer Capital

Bis 2013 war Streaming von Filmen und Videos legal nicht möglich. Aber illegal schon, auf Plattformen wie Kinox.to und Movie2k.to läuteten Internetnutzer das Ende des Video- und DVD-Verleihs um die Ecke ein. Bis heute laufen Ermittlungen und Verfahren gegen diejenigen, die Filme verbotenerweise ins Netz gestellt haben. In Sachsen etwa haben die Behörden im Januar fast 50.000 Bitcoin von einem der Betreiber von Movie2k.to beschlagnahmt. Der Beschuldigte, der seit April wegen Urheberrechtsverletzungen und Geldwäsche angeklagt ist, hat sie selbst in ein von den Behörden bereitgestelltes Wallet transferiert. 

Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden äußerte sich auf Anfrage von Capital zwar nicht dazu, aber in der Kryptofangemeinde ist man sich sicher: Seit Mitte Juni verkauft das Land Bitcoins. Und es ist zumindest naheliegend. Wie der englischsprachige Blog „Cointelegraph“ berichtet, hält ein Account namens „German Government (BKA) seit Februar rund 5000 Bitcoins. Und eben jener Account hat am 19. Juni 6500 Bitcoins transferiert und dann über das Empfängerwallet 2000 Coins in vier Tranchen verkauft. Noch hält die BKA-Wallet mehr als 43.000 Bitcoin im Gegenwert von 2,2 Mrd. Euro – eine gigantische Summe. 

Kurz darauf beginnt der Kurs der Kryptowährung zu fallen. Um sechs Prozent hat der Wert korrigiert, zwischenzeitlich fiel er sogar unter die 60.000-Dollar-Marke. 

Doch kann ein so kleiner Verkauf eine so große Auswirkung auf die mittlerweile 1,2 Billionen Dollar schwere Anlageklasse haben. Wohl eher nicht. Es gibt für die Korrektur noch weitere Gründe: 

Die einstige Kryptobörse Mt. Gox kündigte an, die früheren Kunden, die 2014 von einem Hack betroffen waren, ab Anfang Juli entschädigen zu wollen. Insgesamt sollen 140.000 Bitcoins ausgezahlt werden. Viele Investoren rechnen offenbar damit, dass sich viele der Entschädigten ihre Bitcoins sofort ausbezahlen lassen. Seit dem Hack und der folgenden Pleite ist der Wert um das 140-Fache gestiegen. Das würde den Druck auf den Kurs verstärken, was den ein oder anderen zu Gewinnmitnahmen bewegen dürfte. 

Pessisimus macht sich breit

Hinzu kommt, dass mit den zu Jahresanfang erlaubten Bitcoin-ETF in den USA nun auch Phänomene auftreten, die Anleger bislang nur vom Aktienmarkt kennen: Viele ETF haben eine sogenannte Stopp-Loss-Order und werden automatisch bei fallenden Kursen verkauft. Das verstärkt Crashs, obwohl sich die Kryptoszene eigentlich von den Profi-Investoren mehr Stabilität erhofft hatten.

Deutschland wird mit 50000 Bitcoin aus Move2K zwei Milliarden euro reicher17.42

Aber nicht nur das drückt die Stimmung. Ebenfalls Mitte Juni hat die US-Notenbank verkündet, in diesem Jahr nur einmal die Zinsen senken zu wollen. Und der Bitcoin ist genauso zinssensitiv wie der US-Tech-Index Nasdaq, der nahezu parallel zum Bitcoin fiel. Beides sind risikoreiche Assets, die von einem Niedrigzinsumfeld profitieren. Aus Kryptofonds flossen laut dem Vermögensverwalter Coinshares nun in der zweiten Woche insgesamt 1,2 Mrd. Dollar ab. 

Viel weiter dürfte es aber nicht mehr runtergehen. Die Gründe für den Kursrutsch sind nun eingepreist – jetzt muss nur noch eine gute Nachricht zünden.