Jede fünfte Kirche in MV hat einen Förderverein. Dennoch: So mancher Kirchengemeinde wächst die Verantwortung für ihre Gebäude und Friedhöfe über den Kopf.
In vielen Kirchengemeinden im Norden wächst vor dem Hintergrund sinkender Mitgliederzahlen die Sorge um den Erhalt von Dorfkirchen und Friedhöfen. Kirchliche Personal- und Finanzmöglichkeiten würden spürbar weniger, sagte die Neustrelitzer Pröpstin Britta Carstensen beim Tag der Fördervereine der Nordkirche am Samstag in Mirow (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte). Die Verantwortung für die vielen Kirchen und die oft umliegenden Friedhöfe bleibe.
Gerade in Mecklenburg-Vorpommern ist das eine Herausforderung: Im Bereich der Propstei Neustrelitz kamen nach Carstensens Worten vor sechs Jahren noch 116 Kirchenmitglieder auf eine Kirche. „Heute sind es nur noch 96.“ In manchen Dörfern gebe es gar kein Gemeindemitglied mehr. Der demografische Wandel treffe die Gemeinden hart. „Aber auch die Tatsache, dass trotz vieler Bemühungen und vieler gelungener Aktivitäten die Kirchenmitgliedschaft immer weniger selbstverständlich und die Kirchensteuer als verzichtbar gilt.“
200 Fördervereine für Erhalt von Kirchen allein in MV
Entlastung schaffen Fördervereine, denen oft auch Nicht-Kirchenmitglieder angehören, wie ein Sprecher des Kirchenkreises Mecklenburg der Nordkirche am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur sagte. Allein in Mecklenburg-Vorpommern gebe es rund 200 solcher Vereine. Sie engagierten sich für den Erhalt ihrer Dorfkirche und organisierten oft auch kulturelle Veranstaltungen. Jährlich lädt die Nordkirche zu einem Treffen der Fördervereine. In Mirow kamen den Angaben zufolge am Samstag rund 150 Menschen zusammen, darunter Engagierte aus 32 Fördervereinen.
Sprecher: Über 100 Kirchen in MV in schlechtem Zustand
Die Nordkirche zählt nach eigenen Angaben auf ihrem Gebiet, das die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein umfasst, mehr als 2000 Kirchen und Kapellen. Von den rund 1100 Stadt- und Dorfkirchen in Mecklenburg-Vorpommern sind demnach mehr als 90 Prozent denkmalgeschützt. Mehr als 100 gelten nach Worten des Sprechers wegen ihres Zustands aktuell als Sorgenkinder.
Pröpstin Carstensen sagte, es gebe Überlegungen, die Kirchengemeinden bei der Verantwortung für ihre Gebäude zu entlasten. Im Kirchenkreis Mecklenburg gebe es die Idee, dass Gemeinden freiwillig Kirchgebäude, für die sie keine sinnvolle Nutzung mehr sehen, in eine Stiftung des Kirchenkreises abgeben. Die Verantwortung für die Erhaltung und Standfestigkeit läge dann dort. Konzepte, was perspektivisch mit solchen Gebäuden geschehen soll, müssten dann entwickelt werden, sagte ein Sprecher des Kirchenkreises Mecklenburg.