Radschnellwege in Sachsen-Anhalt bleiben Zukunftsmusik. Der Bau hängt an strikten Förderkriterien und komplizierten Zuständigkeiten.
Der Bau von Schnellstraßen für Fahrräder in Sachsen-Anhalt kommt nur im Schneckentempo voran. „Aktuell gibt es keine konkreten Planungen für Radschnellwege in Sachsen-Anhalt“, teilte das Infrastrukturministerium in Sachsen-Anhalt der Deutschen Presse-Agentur mit. Zunächst müsse untersucht werden, ob solch ein Radweg später auch wirklich genutzt wird.
Nach Kriterien der Bundesregierung müssen unter anderem mindestens 2000 Radler und Radlerinnen pro Tag auf der Strecke unterwegs sein, damit Fördergelder bereitgestellt werden können. In stark ländlich geprägten Bundesländern wie Sachsen-Anhalt werden die vorgeschriebenen Kriterien aufgrund der Siedlungs- und Arbeitsplatzdichte nicht erfüllt. In den innerstädtischen Bereichen von Magdeburg und Halle werden zwar die Pendlerzahlen erreicht, jedoch stehen hier in weiten Teilen die vorgeschriebenen Ausbaubreiten nicht zur Verfügung.
Fehlende Finanzierung bremst Projekte aus
Bereits vor vier Jahren war eine Machbarkeitsstudie für den möglichen Bau eines Radschnellwegs zwischen Halle und Leipzig in Auftrag gegeben worden. Drei Varianten der Streckenführung wurden dabei aufgezeigt. Die Kosten wurden damals je nach Strecke auf 35 bis 46 Millionen Euro geschätzt. Allerdings bremst seitdem unter anderem die Frage der Finanzierung das Projekt aus.
„Mit Blick auf die Verbindung Halle-Leipzig werden wir die Realisierung eines Straßenbegleitenden Radweges an der Bundesstraße 6 weiterverfolgen“, sagte Infrastrukturministerin Lydia Hüskens. Parallel wolle sich die FDP-Politikerin dafür einsetzen, dass der Bund für die Länder, in denen die Kriterien aus strukturellen Gründen nicht erfüllt werden können, eine alternative Förderung für sogenannte Komfortrouten einführt.
Vereinheitlichung als Lösungsansatz?
Um Planungsverfahren zu verkürzen und bürokratische Hürden abzubauen, schlägt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Sachsen-Anhalt (ADFC) vor, den Bau von Routen, die das ganze Bundesland betreffen, in das Zuständigkeitsgebiet des Landes zu übertragen. Bislang seien die einzelnen Kommunen für die jeweiligen Abschnitte zuständig. „Damit wäre dann auch gewährleistet, dass ein einheitlicher Standard gebaut wird“, sagte der Vorsitzende Stephan Marahrens. Allerdings sei davon auszugehen, dass dies nicht mehr in der laufenden Legislaturperiode passieren wird.