Ungewisses Wetter gehört für die Bauern zum Geschäftsrisiko, das ist auch in diesem Sommer so. Die Branche pocht aber auf Stabilität an anderen Stellen.
Die Landwirte hoffen kurz vor dem Start der diesjährigen Ernte noch auf mehr Sonne. „In Summe gesehen, gab es bis dato genügend Niederschläge, in manchen Regionen sogar zu viel“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied der Deutschen Presse-Agentur vor dem Deutschen Bauerntag in Cottbus. „Wir setzen jetzt auf beständiges Wetter und sonnige Tage, damit sich die Körner bei Getreide und Raps gut ausbilden können. Das bringt dann auch gute Qualitäten.“
Entscheidend für die späten Kulturen wie Kartoffeln, Rüben und Mais seien dann noch Juli und August, erläuterte Rukwied. Eine Prognose für die Ernte 2024 in Deutschland will der Verband beim Ernteauftakt am 1. Juli vorstellen. „Bei Betrieben in Bayern, Baden-Württemberg und im Saarland gibt es teils massive Hochwasserschäden“, sagte der Bauernpräsident. „Wo Überschwemmungen waren, sind leider Totalausfälle zu verzeichnen und erhebliche ökonomische Verluste.“
Mit Blick auf die aktuelle Marktlage auch für die Supermarktkunden sagte Rukwied: „Im Moment sind die Lebensmittelpreise eher inflationsdämpfend. Das kann sich aber auch schnell wieder ändern. Wir haben den Krieg in der Ukraine. Wir haben gesehen, wie fragil Lieferketten sind.“ Für eine gewisse Stabilität sei es daher wichtig, die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft zu stärken und die Produktion im Land zu erhalten.
„Da ist es wie ein Schlag ins Gesicht, wenn der Bundeskanzler von 15 Euro Mindestlohn träumt“, kritisierte der Verbandspräsident. „Wir haben jetzt schon Probleme in arbeitsintensiven Kulturen wie Spargel und Erdbeeren, die dann ins Ausland verlagert werden.“ Aktuell ist vorgesehen, den Mindestlohn im kommenden Jahr von derzeit 12,41 Euro auf 12,82 Euro pro Stunde anzuheben.
Die politischen Rahmenbedingungen für die Branche sind Thema beim Deutschen Bauerntag an diesem Mittwoch und Donnerstag in Cottbus. Dabei geht es auch um Entlastungen, die die Ampel-Koalition nach bundesweiten Bauernprotesten gegen das Aus für Agrardiesel-Subventionen zugesichert hat. Rukwied stellt sich in Cottbus zur Wiederwahl als Präsident für weitere vier Jahre. Der 62-Jährige steht seit 2012 an der Spitze des Bauernverbands.
Programm Bauerntag in Cottbus Vita Joachim Rukwied