Seit mehr als 30 Jahren erforscht die Wissenschaftlerin Elsbeth Stern, was Intelligenz ausmacht. Wie funktioniert Intelligenz? Und was hat es mit der steilen These auf sich, dass Männer intelligenter als Frauen sind? Ein Interview, das schlau macht.
Bauernschläue, gesunder Menschenverstand oder Scharfsinnigkeit – es gibt viele Arten, das Denkvermögen zu beschreiben. Eine Art der Intelligenz ist wissenschaftlich messbar: die kognitive Intelligenz. Seit 2006 ist Elsbeth Stern Professorin für Lehr- und Lernforschung an der ETH Zürich. Sie gilt als Koryphäe auf ihrem Gebiet.
Im stern-Podcast „Die Boss“ spricht die Multi-Aufsichtsrätin und Gastgeberin Simone Menne mit Elsbeth Stern über die Definition von Intelligenz und warum bei ihrer Forschung soziale oder emotionale Kompetenz keine Rolle spielen: „Ich mag es nicht, wenn man von sozialer oder emotionaler Intelligenz spricht. Ganz einfach, weil die Messinstrumente in diesem Bereich nicht die Qualität haben, die die Messinstrumente haben, die wir für Intelligenz einsetzen, also die Intelligenztests. Wir können nicht mit gleichen statistischen Maßnahmen die emotionalen und sozialen Kompetenzen erfassen, wie wir das bei der kognitiven Fähigkeit können“, sagt die Wissenschaftlerin.
Fast 70 Prozent der Menschen wiesen eine ziemlich ähnliche Intelligenz auf und bildeten den Mittelwert ab. Von den restlichen 30 Prozent befänden sich 15 Prozent über dem Durchschnitt und 15 Prozent darunter, erklärt die Forscherin. Schaue man sich nun die Verteilung der Intelligenz zwischen den Geschlechtern an, so gebe es im Mittelwert zwar keine Unterschiede. Allerdings zeige die Forschung: „Man findet Unterschiede immer noch in den Extremen. Es gibt mehr Männer in den unteren Bereichen und auch ganz oben gibt es klar mehr Männer. Also unter den Hochbegabten ist die Verteilung nicht mehr 50/50, sondern sie nimmt zunehmend ab. Aber zu betonen ist, dass es auch in den höchsten Bereichen immer noch Frauen gibt.“
Angesprochen auf den Anspruch vieler Eltern, ihr Kind als überdurchschnittlich intelligent einzustufen und ihm unbedingt eine gymnasiale Ausbildung ermöglichen zu wollen, sagt Elsbeth Stern:
„Also wenn man sich überlegt, dass eben Intelligenz normal verteilt ist, dann ist es natürlich schon eigentlich eine Perversion in sich zu sagen, dass die Hälfte der Schüler aufs Gymnasium soll, weil natürlich man auch dort dann quasi den Schnitt macht, wo der Buckel am größten ist.“
Was die Wissenschaftlerin daraus für die Universitäten ableitet, welche Rolle Lehrer und Eltern spielen und was passiert, wenn der eigene Chef weniger intelligent ist als man selbst, hören Sie in der neuen Folge des stern-Podcasts „Die Boss – Macht ist weiblich“.
Bei „Die Boss – Macht ist weiblich“ sprechen Spitzenfrauen unter sich: Gastgeberin und Multi-Aufsichtsrätin Simone Menne (unter anderem BMW, Deutsche Post DHL, Henkel) trifft Chefinnen aus allen Gesellschaftsbereichen, um mit ihnen über ihr Leben und ihre Karriere zu reden. „Die Boss“ erscheint vierzehntäglich immer mittwochs auf stern.de sowie auf RTL+ und allen gängigen Podcast-Plattformen.
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