Vor 49 Jahren kam Steven Spielbergs „Der weiße Hai“ in Amerika in die Kinos und lehrte die Zuschauer das Gruseln. Der Film wurde ein Mega-Erfolg. Lesen Sie hier, welchen Spitznamen die Hai-Attrappe unter den Crewmitgliedern hatte und weitere skurrile Fakten zum Blockbuster.
Hollywood-Regisseur Steven Spielberg stand mit 27 Jahren noch ganz am Anfang seiner Karriere, als er 1974 auf Martha’s Vineyard, einer Insel vor der Südküste von Cape Cod im US-Bundesstaat Massachusetts, mit den Dreharbeiten zu „Der weiße Hai“ begann. Und diese liefen nicht so wie geplant. Aus den ursprünglich angesetzten 55 Drehtagen wurden letztendlich 159. Das ursprüngliche Budget von vier Millionen US-Dollar musste von den Produzenten verdreifacht werden. Doch der Erfolg gab ihnen recht. Nur zwei Wochen, nachdem der Film am 20. Juni 1975 in die US-Kinos kam, hatte er die Kosten wieder rausgespielt.
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Aber wussten Sie, dass Richard Dreyfuss die Rolle des Meeresbiologen Matt Hooper gar nicht spielen wollte und die Hai-Attrappen alle den Spitznamen Bruce trugen und die meiste Zeit über gar nicht funktionierten? Hier sind zehn skurrile Fakten zu dem Blockbuster:
1. Der Roman beinhaltete eine Lovestory
In der Romanvorlage von Peter Benchley gab es eine Liebesgeschichte. So hatte Ellen Brody, die Frau von Polizeichef Martin Brody, eine frühere Affäre mit Hoopers älterem Bruder. Da Brody glaubte, dass Hooper selbst diese Affäre war, kam es in der Romanvorlage zu sichtbaren Spannungen und sogar Handgreiflichkeiten zwischen den beiden. Doch im Film wollte Produzent Richard Zanuck die Lovestory nicht haben und meinte zu Benchley: „Der ganze Sex-Unsinn muss raus, dass muss eine astreine Abenteuergeschichte werden.“
2. Spielberg nahm „Jaws“ anfangs wörtlich
Der Originaltitel des Romans lautete „Jaws“, wie auch der spätere Filmtitel. Wörtlich übersetzt bedeutete es „Kiefer“ oder „Rachen“, im zoologischen wird der Begriff auch für „Maul“ verwendet. Als Steven Spielberg im Büro der Filmproduktion das Skript sah, konnte er mit dem Titel zunächst nichts anfangen. „Ich sah den Stapel Papier auf dem Schreibtisch und las nur ‚Jaws‘. Was soll das sein? Geht es da um einen Zahnarzt?“
Der Roman „Jaws“ stammt von Autor Peter Benchley
3. Die Hai-Attrappen nannten sie Bruce
Die drei verschiedenen mechanischen Versionen des Hais, die für den Film gebaut wurden, bekamen den Spitznamen Bruce. Benannt wurden sie nach Spielbergs damaligen Scheidungsanwalt Bruce Ramer.
Der mechanische Hai sorgte am Set häufig für Probleme
4. Richard Dreyfuss wollte gar nicht mitspielen
Als Spielberg seinem Freund Richard Dreyfuss von dem Film erzählte und ihn fragte, ob er die Rolle des Meeresbiologen Matt Hooper übernehmen wollte, lehnte dieser ab. „Aber dann hatte in einen Film gesehen, den ich davor gedrehte hatte und fand meine Performance darin so schlecht, dass ich Steven anrief und ihn anflehte, die Rolle spielen zu dürfen“, erinnerte er sich in einer TV-Doku.
5. Ein Ex-Jockey als Stuntdouble
Die ersten Unterwasseraufnahmen von Haien wurden in Australien gedreht. Allerdings gab es dort nur kleinere Haie. Um sie größer wirken zu lassen, ließ Spielberg einen Miniatur-Haikäfig bauen und engagierte den 1,45 Meter großen Ex-Jockey und Hollywood-Stuntman Carl Rizzo als Taucher-Double für Richard Dreyfuss. Mehr als eine Woche verging ohne brauchbare Aufnahmen. Schließlich verfing sich ein Hai während einer Drehpause in der Kette, die den Käfig mit dem Boot verband. In Panik versuchte das Tier mit aller Kraft, sich aus der misslichen Lage zu befreien. Kameras hielten die Szene fest. Weil der Käfig danach ziemlich ramponiert war, baute man einen neuen. Doch Rizzo weigerte sich, wieder hineinzusteigen. Also schrieb man das Drehbuch um, da der Käfig bei der Aufnahme leer war. In der Filmversion entflieht Hooper deshalb während einer Haiattacke dem Käfig und taucht zum Meeresboden ab, von wo aus er die Szene mit dem Hai beobachtet.
6. Spielberg spielte selbst den Hai
In den ersten Minuten des Films wird eine Schwimmerin nachts im dunklen Ozean unter Wasser gezogen. Für diese Einstellung wurde extra eine Kamerabox gebaut, damit der Zuschauer das Gefühl hat, ebenfalls im Wasser zu schwimmen. Stunt-Frau Susan Backlinie trug in der Szene eine spezielle Shorts, an der Seile befestigt waren. Auf jeder Seite standen Crew-Mitglieder am Strand, die an dem Seil zogen, damit es so aussah, als würde sie von dem Hai hin- und hergezerrt werden. Ein Seil war an ihrem Bauch befestigt und Spielberg selbst zog sie daran in der ersten Szene unter Wasser.
Die Stuntfrau Susan Backlinie wird gleich in den ersten Minuten des Films Opfer des Hais
7. Echte Ohrfeige für Roy Scheider
Als in einer Szene ein Junge stirbt, macht die trauernde Mutter, gespielt von Lee Fierro, Chief Brody für den Tod verantwortlich. In ihrer Wut verpasst sie ihm dafür eine ordentliche Backpfeife. Insgesamt 17-mal schlug sie zu, bis die Einstellung saß. Einmal traf sie den Schauspieler so hart, dass seine Brille herunterfiel.
8. Die meiste Zeit war der Hai kaputt
Produzent David Brown verglich die Erschaffung eines mechanischen Hais in einer Doku mit Amerikas Raumfahrtprogramm. Special-Effects-Designer Robert Mattey fertigte insgesamt drei Versionen des Hais an. Die meisten Hydraulik-Ventile wurden durch elektrische Magnetventile angetrieben, die ihren Dienst versagten, sobald der Hai zu Wasser gelassen wurde. Spielberg musste daher anfangen, ohne den Hai zu drehen. Tatsächlich gab es immer wieder technische Probleme mit den Attrappen, sodass immer wieder das Drehbuch angepasst werden musste und man die Kameraeinstellungen so wählte, dass die Anwesenheit des Hai von den Zuschauern die meiste Zeit nur erahnt wurde. Produzent Richard Zanuck erklärte dazu: „Was Sie im fertigen Bild sehen, ist praktisch jeder nutzbare Bildausschnitt vom Hai.“
9. Robert Shaw war einmal zu betrunken für den Dreh
Der Brite Robert Shaw, der in dem Film den Haifischer Quint spielt, hatte ein Alkoholproblem. Schon früh morgens soll er Bourbon pur getrunken und sein Make-up-Artist ihm die Martinis gemixt haben. Vor seinem vierminütigen Monolog in der Szene über den Untergang der USS Indianapolis wollte er sich ein paar Drinks genehmigen und bat Spielberg dafür sogar um Erlaubnis. Als er jedoch zurück ans Set kam, musste er von zwei Produktionsmitarbeitern gestützt werden. Weil er zu betrunken war, konnte Spielberg die Szene an jenem Abend nicht zu Ende drehen. Shaw rief ihn noch in der Nacht an und entschuldigte sich. Er bat ihn, den Part am nächsten Tag erneut zu drehen. Pünktlich um 7.30 Uhr erschien er morgens nüchtern am Set und stellte die Szene fertig. Den Text für den Monolog hatte er übrigens selbst verfasst.
Schauspieler Robert Shaw griff auch während der Dreharbeiten immer wieder zum Alkohol
10. Das Filmboot ging tatsächlich unter
Von dem Filmboot „Orca“ gab es zwei Versionen. Eine davon war so konzipiert, dass man sie bei Bedarf sinken lassen konnte. Die andere nicht. Doch genau die war es, die tatsächlich bei den Dreharbeiten versank. An ihr war ein Bolzen befestigt und daran ein Seil. Das Seil wurde von einem Schnellboot gezogen, um die „Orca“ zum Schlingern zu bringen – damit es so aussah, als ob sie von einem riesigen weißen Hai gerammt worden wäre. Doch plötzlich brach eine Planke heraus und Wasser strömte herein. Verzweifelt riefen die Schauspieler nach einem weiteren Boot, dass ihnen zur Hilfe kommen sollte. Doch Tonmischer John Carter hielt sein Equipment über den Kopf und rief: „Scheiß auf die Schauspieler, rettet die Tonabteilung!“ Monate später bekam er für seine Arbeit einen Oscar. Insgesamt wurde der Film mit drei Oscars, einem Golden Globe, einem Bafta-Award und einem Grammy ausgezeichnet.
„Der weiße Hai“ und seine Nachfolger
Weil der Film so erfolgreich war, drehte Spielberg noch drei Fortsetzungen. Auch viele andere Regisseure folgten seinem Beispiel und versuchten, das Raubtier der Meere in Szene zu setzen, wie zum Beispiel in „Open Water“, „The Meg“, „The Shallows- Gefahr aus der Tiefe“ oder in der berühmten Trash-Reihe „Sharknado“. Auch Netflix ist aktuell im Hai-Fieber: Der Film „Under Paris (Im Wasser der Seine)“ zählte in der ersten Woche nach Erscheinen mehr als 40 Millionen Zuschauer.
Quellen: Doku: In the Teeth of Jaws, „The Washington Post“, Cheatsheet, The Daily Jaws