Zwei Spiele, sechs Punkte, Achtelfinale sicher – die deutsche Nationalmannschaft setzt den Weg bei der EM 2024 fort. Die Berichterstattung im Ersten fügte sich da solide ins Bild – auch wenn es am Ende nochmal ironisch wurde.
Manchmal gilt es Dinge hervorzuheben, die besonders gut gemacht wurden. Manchmal aber auch jene, auf die verzichtet wird. Stichwort „zweites Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft bei EM und WM“: Da ist es in den letzten Jahrzehnten zumeist nicht allzu gut gelaufen. 3 aus 15, so lautet die übersichtliche Gewinnquote. Dankenswerterweise handelten Alexander Bommes und Bastian Schweinsteiger das im Vorgespräch am Spielfeldrand ab und nicht etwa in epischen Einspielern, die an vergangenes Leid hätten erinnern sollen.
Der Blick ging nach vorn, das war in der ARD bei Alex und Basti, um mal kumpeligen Teamgeist-Duktus zu zitieren, von Beginn an zu spüren. Ohne Schlagwort-Bingo ging es natürlich nicht, wir sind hier schließlich beim Fußball. So sprach Schweinsteiger vor Anpfiff davon, dass es gegen einen „angeschlagenen Gegner“ zu einem „intensiven Spiel“ kommen würde, bei dem „Standardsituationen“ gefährlich werden könnten. Expertentalk, solide wie eine Stadionwurst und ein Pils.
EM 2024: Alexander Bommes fordert Demut
Emotionaler wurde es da schon, als die beiden am Mittelpunkt des Stuttgarter Stadions standen, die Vorteile des Heimrechts wollen genutzt sein – einmal kreidehaltige Anstoßluft schnuppern, den Herren gefiel es. Als Schweinsteiger schließlich noch den Ex-Kollegen Thomas Müller rief, dass der ihm einen Ball daherschießen möge, war der jedoch bereits zu sehr „in the Zone“, um mit Basti-Fantasti kurz vor so einem wichtigen Spiel noch ein wenig zu buffen. „Demut“ sei in einem solchen Moment gefordert, meinte Alexander Bommes angesichts der besonderen Situation. Hat doch auch fast geklappt.
Ein etwas anderes Bild bot sich da schon nach Abpfiff. Die Schäfchen waren im Trocknen. Der Sieg, die K.o.-Runde, die wackeren Ungarn, alles hatte man im Sack. Entsprechend entspannt ging es zu. Julian Nagelsmann sah in Kurzarm-Trikot und Shorts aus, als hätte er sich nach dem Duschen schon mal bettfertig gemacht. „Die kurze Hose ist geil“, befand Bastian Schweinsteiger, nachdem Alexander Bommes dem Bundestrainer kurz zuvor noch ein paar Runzeln auf die Stirn getrieben hatte. Man sei ja wohl „kein guter Gastgeber“, was die Geschenke angehe. Kurzes Stutzen, erleichtertes Lachen. Es ging natürlich um die „Gastgeschenke“, sprich die Punkte, und mit denen geizte die Nationalmannschaft ein weiteres Mal. Spaß muss sein, Euro ist nur alle vier Jahr‘! „Das war das berühmte Mundabputzen“, befand Alexander Bommes zum Abschluss keck und ergänzte, es sei aber „ein leckeres Essen“ gewesen. Stichwort Standardsituationen: Bei den Metaphern dann vielleicht doch nochmal ins Trainingslager.
Deutschland Ungarn Einzelkritik20.30
Sonst aber passte vieles, wie auch beim Spiel, bei der Mannschaft, beim Ergebnis, beim Kommentar: Eine überaus unaufgeregte Zweier-Achse gaben Tom Bartels und Almuth Schult. Da wurde schon mal einer „auf dem Bierdeckel“ (Bartels) ausgespielt. Auch die Tatsache, dass man den Ball „sehen muss“, um ihn „halten zu können“ (Schult), galt es, dezidiert zu erwähnen. Sonst aber war das auf den Punkt, in der Balance aus präziser Analyse und solidem Allgemeinplatz. Schön der Wunsch von Tom Bartels, als es vorm deutschen Tor noch einmal eng wurde, dass es jetzt „besser nicht scheppern“ möge. Empathisch dagegen Almuth Schult mit der Anmerkung, „dass man ja auch mal loben muss, wenn die Ungarn was gut machen.“
Auch die unvermeidliche Schalte zu einem der Fanfeste, in diesem Fall aufs Hamburger Heiligengeistfeld, durfte natürlich nicht fehlen. Glatter Punktsieg hier für ARD-Mann Uri Zahavi vor Ort, der inmitten von völlig losgelösten Fußballfans zu einer durchaus wertvollen Einsicht kam: „Es gibt Momente, da sollte ein Reporter einfach mal die Klappe halten.“ Dagegen lässt sich nichts sagen, ebensowenig wie gegen das kompakte Fazit von Tom Bartels: „Hat Spaß gemacht.“ In der Tat, das hat es.