Österreich: Keine Pizza zum Fußball: Essenslieferanten streiken während der EM-Spiele

In Österreich werden während der EM wohl einige Fußball-Fans hungrig bleiben: Essenslieferanten von großen Portalen wie Lieferando und Foodora streiken während der Spiele der Nationalmannschaft. Die Fahrradboten fordern einen neuen Kollektivvertrag.

Füße hochlegen, das EM-Spiel der National-Elf gucken und dabei die Pizza des Lieblingsrestaurants genießen – für viele Fußballfans ist das momentan wohl die schönste Abendunterhaltung. Doch in Österreich gehen Kunden von Lieferdiensten wie „Lieferando“ oder „Foodora“ derzeit während der Spiele der österreichischen Mannschaft leer aus. Die Fahrradboten der Unternehmen streiken. Grund ist der immer weiter eskalierende Streit um einen neuen Kollektivvertrag für die Angestellten. Die Gewerkschaft „vida“ teilte bereits am vergangenen Freitag mit, dass am 17. und 21. sowie am 25. Juni Wien, Graz, Salzburg und Klagenfurt bestreikt werden – an den jeweiligen Tagen zwischen 17.30 Uhr und 22 Uhr und damit genau während der Spielzeit der Nationalmannschaft. 

Keine Essenslieferungen bei Österreich-Spielen: Fahrradboten streiken

Markus Petritsch, Vorsitzender des Fachbereichs Straße in der Gewerkschaft vida erklärte: „Es ist ein Skandal, dass die Arbeitgeber zwar Unsummen unter anderem für Uefa-Sponsoring ausgeben, aber für die Mitarbeiter:innen nicht genug Geld da ist.“ Dies sei ein „Foul-Play“ gegenüber den Beschäftigten, berichtet das Portal „heute.at“.

STERN PAID 31_21 Lieferdienste Der Zorn der Strasse    19.00

Ähnlich wie in anderen Ländern ist das Verhältnis zwischen den Lieferdiensten und ihren Fahrerinnen und Fahrern in Österreich angespannt. Immer wieder wurden Vorwürfe laut, Unternehmen wie „Lieferando“ oder „Foodora“ würden ihre Mitarbeiter ausbeuten. Die Gewerkschaft vida fordert eine Lohnerhöhung um 8,7 Prozent und verweist darauf, dass der Durchschnittslohn der Angestellten derzeit bei rund 1430 Euro monatlich und damit deutlich unter der Armutsgrenze von 1572 Euro liegt. Das Angebot der Arbeitgeberseite liegt derzeit bei 5,8 Prozent mehr Lohn. 

Streit um Tarifverträge auch in Deutschland

Laut „heute.at“ arbeiten rund 4500 Menschen in Österreich als Fahrradbote. Davon sind allerdings nur knapp 2000 fest angestellt. Nur für sie gilt ein geschlossener Kollektivvertrag. Lieferando etwa stelle seine Angestellten nach den Veträgen an. Foodora dagegen arbeite größtenteils mit „freien Dienstnehmern“. Ähnlich der Lieferdienst „Wolt“, der in Österreich nur in Wien aktiv ist und selbstständige und „freie Dienstnehmer“ beschäftige. 

Foodero Deliveroo Ausbeutung 10.20

In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Vorwürfe gegen Lieferdienst-Unternehmen laut. Von mutmaßlich nicht ausgezahltem Trinkgeld über fehlendem Schutz vor dem Corona-Virus während der Pandemie bis hin zu Ausbeutung und zu geringem Lohn. Auch in Deutschland streiten Gewerkschaften etwa mit Lieferando um einen Tarifvertrag für die Fahrradboten. Anfang Mai streikten die Fahrer auch in der Bundesrepublik – bislang ohne Erfolg. 

Quellen:heute.at, Salzburger Nachrichten