Auf seiner Shopping-Website verspricht das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe: „Bald wieder für Sie da.“ Tatsächlich stellt das Unternehmen im Rahmen der Sanierung seinen E-Commerce ein. Knapp 30 Mitarbeiter müssen gehen
Wer in diesen Tagen in den Onlineshop des Berliner Nobelkaufhauses KaDeWe aufruft, bekommt auf den ersten Blick den Eindruck, als laufe alles wie immer. „Sale bis zu 40 Prozent“ steht dort in fetten Lettern. Übersehen lässt sich dagegen ein dezenter Hinweis in kleinen Buchstaben ganz oben auf der KaDeWe-Website: „Derzeit sind leider keine Bestellungen möglich. Wir sind bald wieder für Sie da.“ Auch im Bestellprozess ploppt erst kurz vor der Bezahlung der Hinweis auf, dass im Onlineshop aktuell gar keine Einkäufe möglich sind: „Bald wieder für Sie da“, heißt es dazu.
Doch tatsächlich handelt es sich dabei um ein Versprechen, das das Unternehmen nicht mehr auf Dauer einlösen wird: Nach Informationen von Capital hat die Führung der insolventen Luxuskaufhausgruppe im Zuge der laufenden Sanierung beschlossen, den Onlineshop dicht zu machen. Man habe sich entscheiden müssen, „den Bereich E-Commerce vollständig einzustellen“ und sich „auf unser Kerngeschäft in unseren Department Stores zu konzentrieren“, heißt es in einer internen Mitteilung an die Mitarbeiter von Ende Mai, die Capital vorliegt. Als Begründung für die Schließung des Onlineshops teilte die Geschäftsleitung mit, die Analyse interner Strukturen und Prozesse habe ergeben, „dass der Bereich E-Commerce nicht profitabel fortgeführt werden kann“. Ziel sei es, dass die Entscheidung schon bis Ende Mai „umgesetzt werden kann“. Fragen dazu – etwa zu welchem Zeitpunkt die Abschaltung erfolgt – ließ das Unternehmen unbeantwortet.
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Die KaDeWe-Gruppe, zu der neben der Berliner Kaufhausikone auch das Alsterhaus in Hamburg und der Münchner Oberpollinger gehören, war im Zuge der Pleitenserie bei René Benkos Signa-Gruppe Ende Januar in die Insolvenz gerutscht. Wie die Bilanzen offenbaren, die erst nach der Pleite mit jahrelanger Verzögerung veröffentlicht wurden, steckt das Unternehmen schon seit geraumer Zeit in finanziellen Problemen. Ende vergangener Woche war bekannt geworden, dass Benkos bisheriger Joint-Venture-Partner im Luxushandel, die thailändische Central Group, sämtliche Anteile an der KaDeWe Group übernimmt. Über die konkreten Sanierungsschritte für das Unternehmen, das seit März vom Restrukturierungsexperten Josef Schultheis geführt wird, wurde bisher dagegen nichts mitgeteilt.
1500 Euro für Verzicht auf Klagen
Von der Schließung des Onlineshops betroffen sind laut internen Unterlagen 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bereits betriebsbedingte Kündigungen erhalten haben. Der größere Teil von ihnen war bisher im Berliner Head Office der Gruppe angestellt, einige auch beim Betriebsteil KaDeWe. Die meisten der betroffenen Beschäftigten sollen Ende August ausscheiden. Laut einer Vereinbarung zwischen der Geschäftsleitung und dem Gesamtbetriebsrat erhalten Beschäftigte, die nicht gegen ihre Kündigung vorgehen, eine „Klageverzichtsprämie“ in Höhe von 1500 Euro brutto. Die entsprechende Betriebsvereinbarung von Ende Mai, die auch von Sachwalter Christian Graf Brockdorff abgesegnet wurde, liegt Capital vor.
Dass sich ein Handelsunternehmen aus dem Onlineshopping zurückzieht und sich ausschließlich auf das stationäre Geschäft fokussiert, ist zumindest ungewöhnlich. Aus internen Dokumenten geht hervor, dass der Onlinehandel bei der Kaufhausgruppe bis zuletzt allerdings nur einen verschwindend geringen Anteil an den Umsätzen ausmachte. Demnach beliefen sich die E-Commerce-Erlöse in der Regel allenfalls auf fünfstellige Beträge am Tag. Jetzt setzt das Unternehmen unter der Führung des neuen Eigentümers Central Group darauf, dass das Luxussegment anders funktioniert als das Massengeschäft und Kunden hier noch das persönliche Shoppingerlebnis bevorzugen.