Schauspieler Mads Mikkelsen, Filmstar Catherine Deneuve – und sogar die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer: Immer öfter zieren ältere Models und Berühmtheiten die Titel große Magazine und Kampagnen. Sie zeigen: Mode wird nicht von bunten Stoffen belebt, sondern von starken Charakteren.
Noch vor einigen Jahren rühmte sich die Modewelt dafür, endlich diverser zu sein. Bei vielen Shows sah man Models, die nicht nur dem Size-Zero-Look entsprachen. Auch nahm man deutlich mehr Hautfarben und Geschlechtertypen wahr. Doch seitdem die Designer das Comeback der 1990er und 2000er feiern, ist auch der Size-Zero-Look zurück. Es zeigt: Auch die viel gelobte Diversität ist am Ende kaum mehr als ein flüchtiger Modetrend.
Einzige Ausnahme: ältere Models. Beherrschten bis vor einigen Jahren vor allem Frauen und Männer zwischen 20 und 30 das Modebusiness, sieht man heute immer mehr Models jeden Alters. Das zeigt sich auch auf den Laufstegen, den Titelseiten und in Kampagnen. Erst kürzlich lief der 58-jährige Schauspieler Mads Mikkelsen bei der Modenschau von Zegna, im Frühjahr sah man den britischen Filmstar Kristin Scott Thomas als Model bei Miu Miu. Auch in New York und London tauchten im Frühjahr überraschend viele ältere Frauen auf dem Laufsteg auf. Manche, wie etwa bei US-Designer Batsheva Hay, wurde direkt auf der Straße gecastet.
Für Aufsehen sorgt nun auch die deutsche „Vogue“, die Margot Friedländer auf den Titel ihrer Juni/Juli-Ausgabe hob. Mit 102 Jahren dürfte die Holocaust-Überlebende das älteste Titelgesicht des Magazins sein – und wohl auch das stärkste Statement setzen. Die Zeitzeugin, die als junge Frau davon träumte, Mode-Designerin zu werden, nutzte die Gelegenheit, sich an eine neue Zielgruppe zu wenden und rief im Interview dazu auf: „Schaut nicht auf das, was euch trennt. Schaut auf das, was euch verbindet. Seid Menschen, seid vernünftig“. Ein weises, starkes Statement.