Zumindest für einen Tag wollen zahlreiche Zahnärzte in Baden-Württemberg mal weniger, dass ihre Patienten den Mund aufmachen. Sie wollen es vielmehr selbst tun. Aus Protest.
Aus Protest gegen die Gesundheitspolitik und die Patientenversorgung in ihrer Branche wollen Tausende Zahnärzte in Baden-Württemberg am Dienstag (18. Juni) ihre Arbeit niederlegen. Am Aktionstag unter dem Motto „Wir müssen reden“ wollen die Zahnärztinnen und -ärzte mit Politikern und Patienten über die aktuellen politischen Entscheidungen und ihre Folgen sprechen, teilte die Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KZV BW) am Montag mit. „Zahnärztinnen und Zahnärzte überall im Land protestieren, damit die Zahnarztpraxis vor Ort – ob auf dem Land oder in der Stadt – auch in Zukunft noch für die Patientinnen und Patienten da sein kann“, hieß es weiter.
Zwar ist nach Angaben der KZV BW nicht abzuschätzen, wie viele Zahnärzte sich am Protest beteiligen. Es habe sich aber in einer Umfrage mit rund 3000 Mitgliedern eine große Mehrheit für eine Teilnahme ausgesprochen. Ziel des Protests sei es, den Dialog mit den politischen Entscheidungsträgern zu verstärken und die Öffentlichkeit über die Probleme der Zahnarztpraxen im Land zu informieren.
„Die Zahnarztpraxen im Land stehen unter anderem durch Faktoren wie gestiegene Material-, Personal- und Energiepreise unter großem Druck“, sagte ein KZV BW-Sprecher am Montag. „Schlechte politische Rahmenbedingungen gefährden akut die Versorgung.“ Immer umfangreichere bürokratische Vorgaben binden demnach zudem wertvolle Arbeitszeit. In Bayern hatten die Zahnärzte bereits in der vergangenen Woche ihre Praxen dicht gemacht. Am Dienstag sind laut Verband auch Aktionen in mehreren anderen Bundesländern geplant.
Laut KZV BW hat die Niederlassung in der eigenen Zahnarztpraxis offenbar stark an Attraktivität verloren. Grund für die hohe Unzufriedenheit innerhalb der Zahnärzteschaft seien vor allem die aktuellen politischen Entscheidungen. „Wir brauchen schnell bessere Rahmenbedingungen, damit sich auch künftig genügend junge Zahnärztinnen und Zahnärzte niederlassen wollen“, sagte der KZV BW-Vorsitzende Torsten Tomppert, der auch Präsident der Landeszahnärztekammer ist. Derzeit scheuten viele junge Menschen den Weg in die Selbstständigkeit. Gleichzeitig näherten sich viele ältere Zahnärzte dem Ruhestand.
Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg