Die Immobilienpreise ziehen wieder deutlich an. Doch in sieben Bundesländern werden Käufer noch relativ günstig fündig, wenn sie familientaugliche Immobilien suchen.
Mittelwerte verraten viel, aber natürlich längst nicht alles. An den derzeitigen Daten zum Immobilienmarkt lassen sich zwei Dinge gut ablesen, erstens: Für ein gewöhnliches Einfamilienhaus müssen Käufer aktuell gut 360.000 Euro hinlegen. Um genau zu sein: 361.000 Euro, so hoch ist der Hauspreis im Median derzeit. Das heißt: Jedes zweite hierzulande verkaufte Haus kostete Im Mai weniger, während die andere Hälfte über dieser Preisschwelle lag.
Und zweitens: Im Oktober betrug der Median noch 350.000 Euro. Seitdem steigen die Preise bereits wieder an. So zeigen es die Daten der Plattform Europace, hinter der die Immobilienfinanzierer Hypoport und Dr. Klein stehen.
Was bekommt man nun für diesen Preis? Ein Einfamilienhaus mit einer Wohnfläche von rund 124 Quadratmetern und 420 Quadratmetern Grundstück, aus dem Baujahr 1981. Das sind ebenfalls die aktuellen Mittelwerte. Doch da jeder weiß, wie sehr sich die Preise zwischen Garmisch und Buxtehude, Gelsenkirchen und Berlin unterscheiden, fragt man sich natürlich: Wie viel Geld müssen Käufer tatsächlich in die Hand nehmen, wenn sie ein familientaugliches Eigenheim besitzen wollen?
Auch Niedersachsen mit noch günstigen Immobilienpreisen
In vielen Regionen ist es nicht so viel wie man meinen könnte, hat die Immobilienplattform Immoscout dieser Tage ermittelt: In drei Bundesländern kommen sie sogar im Schnitt noch unter 300.000 Euro weg, im Saarland, Sachsen und Thüringen nämlich. Dort liegen die Durchschnittspreise (also nicht der Median, sondern in diesem Fall wirklich das arithmetische Mittel, das etwas stärker durch Ausreißer nach oben verzerrt wird), noch bei rund 2150 Euro pro Quadratmeter. Das entspricht bei einem 120-Quadrameter-Haus 266.600 Euro, bei 140 Quadratmetern sind es 298.600 Euro.
Auch in Sachsen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern sind die Quadratmeterpreise recht übersichtlich mit 2300 bis 2650 Euro. Auch hier also kostet ein durchschnittliches Eigenheim noch um 370.000 Euro. In Brandenburg muss man etwa 400.000 Euro dafür kalkulieren, bei 2900 Euro Quadratmeterpreis.
STERN PAID 16_24 Extra Immobilien 14:59
In sieben von 15 Bundesländern also lässt sich noch halbwegs gut ein Einfamilienhaus finanzieren. Wenn man von folgenden Daten ausgeht: Für den Hauskauf werden 300.000 Euro Kredit aufgenommen, zu derzeit 3,65 Prozent Zinsen bei 15-jähriger Zinsbindung. Bei einer anfänglichen Tilgung von drei Prozent bedeutet das eine Rate von 1642 Euro und eine Restschuld von 121.000 Euro am Ende der Zinsbindung. Bis der Kredit voll zurückgezahlt ist, vergehen rund 22 Jahre. Wer stattdessen die zweiprozentige Anfangstilgung wählt, der zahlt nur eine Monatsrate von 1392 Euro, hat dafür aber auch noch 181.000 Euro Restschuld und benötigt rund 29 Jahre bis er schuldenfrei ist.
In vielen Bundesländern ist eine halbe Million Euro nötig
Mehr Geld aufbringen müssen dagegen Käufer in den übrigen Bundesländern. In Rheinland-Pflanz, Bremen und Schleswig-Holstein liegen die Kaufpreise fürs Durchschnittshaus immerhin noch bei 430.000 bis 480.000 Euro. In den anderen Bundesländern jedoch schon über 500.000 Euro. Nordrhein-Westfalen und Hessen etwa kommen derzeit auf Quadratmeterpreise von 3700 Euro. Gut 600.000 Euro zahlen Hauskäufer in Bayern, wo jedoch das Gefälle zwischen dem günstigen Norden und den teuren Süden besonders groß ist. Rund um München sollte man eher mit der doppelten Summe rechnen.
In Berlin sind Einfamilienhäuser mit 672.000 Euro schon relativ teuer, von den Bundesländern aber setzt sich eindeutig der Stadtstaat Hamburg an die Spitze: 756.000 Euro sind hier im Schnitt nötig. Vor allem in Hamburg und Bremen sollten Käufer auch nicht zu lange zögern. Denn noch sind hier die Preisabschläge im Vergleich zur Hochphase des Immobilienmarkts noch am größten. Das heißt: Man kann noch Rabatte heraushandeln. Das wird jedoch nicht mehr ewig so sein, da die Preise spürbar in allen Bundesländern anziehen. In Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Sachsen sind sie bereits schon wieder kräftig gestiegen.
Lieber nicht warten, bis die Zinsen weiter fallen
Was aber, wenn man das nötige Eigenkapital für die Durchschnittsfinanzierung noch nicht beisammen hat? Also die 100.000 Euro, um nur 300.000 Euro Darlehen aufnehmen zu müssen? Lohnt es sich, zu warten, bis die Zentralbanken die Zinsen noch weiter senken? Auch mit wenig Eigenkapital sollten Käufer sich lieber sputen als zu lange zu warten:
Selbst bei „nur“ 50.000 Euro Eigenkapital ist ein Kredit derzeit im Bestfall für 3,79 Prozent Zinsen zu haben. Das sind dann zwar 1957 Euro Rate bei drei Prozent Tilgung, aber mit zwei Prozent Anfangstilgung beträgt die Monatsrate ebenfalls nur 1666 Euro. Die Restschuld läge in 15 Jahren bei 209.000 Euro. In ebenfalls rund 22 Jahren wäre der Kredit getilgt. Wer noch lange wartet wird dagegen erst einmal zusehen können, wie die Preise wieder steigen.