Beautytrend Kknekki: Gib Gummi: Was steckt hinter dem Hype um bunte Haarbänder?

Sie sind farbenfroh und wild gemustert: Die norwegische Marke Kknekki hat mit ihren Zopfgummis einen Trend ausgelöst. Nicht nur junge Mädchen bändigen damit ihre Haare, sondern auch Fußball-Stars wie Erling Haaland

Endlich neue Farben! Zwei Teenager stürzen sich auf einen Steckkasten aus Plexiglas, aus dem Dutzende farbiger Haargummis quillen. Auf den ersten Blick sehen alle gleich aus: bunt, mit Streifenmuster, einige zieren Glitzerfäden. Doch die Mädchen wissen genau, welche Modelle bei „Hello Love“, einem Hamburger Concept Store, frisch reingekommen sind. Gezielt picken sie ein Neonpinkes mit gelben Streifen heraus, auch eines in Deutschlandfarben ist dabei. Dass beide bereits ähnliche Zopfgummis im Haar und auch an ihren Handgelenken tragen, ist egal. Für sie sind die bunten Bänder das, was früher Panini-Bilder waren: Sammelobjekte, die den Jagdinstinkt wecken.

„Wir verkaufen etwa 30 000 Stück pro Halbjahr“, sagt Henrike Broede, Geschäftsführerin des Hamburger Ladens. Zwar gibt es hier auch Dekoartikel und Schmuck, doch den Hauptumsatz macht sie mit Haaraccessoires wie den Zopfgummis. Ein einzelnes kostet zwischen 3,50 und 4 Euro. Ein stolzer Preis, doch ihre Kundinnen scheinen nie genug von ihnen bekommen zu können. Allerdings haben sie es nur auf eine bestimmte Marke abgesehen: Kknekki. 

Kknekkis als Sammelobjekte

Der Name, der eher nach glutenfreiem Knäckebrot klingt, ist längst zum Synonym für die bunten Elastikbänder geworden. Kknekkis gelten als das Original, man erkennt sie an ihrer dicken Rippenstruktur und der bunten Plastikperle, in die der Markenname geprägt ist. Die Firma stammt aus Norwegen und gehört zum Familienbetrieb Bon Dep, der 2015 zunächst damit begann, die Kknekkis zu vertreiben. Erst seit 2023 ist die Marke auch Teil des Unternehmens. „Ich habe die Haargummis in einem kleinen Laden in einem Vorort von Oslo entdeckt“, erzählt CEO Vibeke Grønseth, die das Unternehmen zusammen mit ihrem Mann Lars führt. „Damals haben wir selbst auch Zopfbänder produziert, aber die haben immer so geziept, deshalb habe ich nur Kknekkis getragen.“ 

Etwa 550 Farbkombinationen gibt es heute, dazu auch unterschiedliche Stärken und neue Materialien. „In Deutschland ist Neon Pink am beliebtesten, die Franzosen bevorzugen gedeckte Farben wie Blassrosa und die Norweger natürlich Marineblau“, sagt Grønseth. In ihrem Heimatland verkauft sie jährlich 700 000 – 800 000 Haargummis – und das bei nur 5,5 Millionen Einwohnern. Weltweit sind es sieben bis acht Millionen Stück. Im vergangenen Jahr machte Bon Dep einen Umsatz von etwa 8,3 Millionen Euro. Der soll sich in dem kommenden fünf Jahren verdoppeln, denn das Unternehmen hat einen prominenten neuen Investor gefunden.

Erling Haaland, norwegischer Fußballer und Stürmer bei Manchester City, ist nicht nur berühmt für seine Trefferquote, sondern auch für seine blonde Mähne. Und die bändigt er ausschließlich mit den berühmten Elastikbändern aus seiner Heimat. „Kknekki ist seit Jahren mein bevorzugtes Haargummi, und es ist zweifellos das Beste der Welt“, ließ Haaland in der Presseerklärung verlauten, mit der er seinen Einstieg bei Bon Dep verkündete. Auch bei Instagram machte er die neue Partnerschaft publik, in dem er sich mit einer ganzen Kette aus Knekkis in Regenbogenfarben inszenierte. Zusammen mit der Investmentfirma Øgreid haben der Fußballer und Bon Dep Großes vor: Sie wollen den Umsatz in den nächsten fünf Jahren verdoppeln, ebenso den internationalen Markt, allen voran die USA, erobern. 

Chancenlos gegen Fakes aus China

Neben Norwegen gehören aktuell Deutschland, Dänemark, Frankreich und die Benelux-Länder zu den wichtigsten Märkten des Unternehmens mit wachsenden Umsätzen. Doch der Erfolg der Haargummis ist nicht unentdeckt geblieben. Längst wird der Markt von Fakes überflutet, die es sowohl in den Einkaufsstraßen als auch in Drogeriemärkten zu kaufen gibt. Gegen die Fälschungen ist man bei Bon Dep machtlos. „Wir haben zwar die Rechte am Markennamen“, sagt Lars Grønseth, „aber wie soll man die Herstellung eines Haargummis patentieren?“

Ohnehin verhält es sich mit Haargummis ähnlich wie mit Jeans: Jede Generation hat ihren eigenen Look, den die nächste wieder begräbt. So verlief es auch mit Scrunchies, den riesigen Knautschhaargummis, die zu begehrten Accessoires wurden, weil Paula Abdul, Janet Jackson und Madonna sie in den 80ern und 90ern trugen. Hillary Clinton war so besessen von den in ihrem Fall meist samtigen Scrunchies, dass sie bereits scherzend erwog, ihre Memoiren „The Scrunchie Chronicles“ zu betiteln. Das Ende dieser Ära besiegelte Carry Bradshaw 2003 mit ihrer berühmten These: „Keine Frau mit Selbstachtung trägt jemals einen Scrunchy außerhalb des Badezimmers“. Luxusmode für Superreiche 16:15

In den 2010er Jahren setze dann der Gegentrend ein: Haargummis sollten nun so unsichtbar wie möglich sein. Statt von fünf Quadratmetern Seide wurden die Zöpfe nun von durchsichtigen, telefonkabelartigen Plastikbändern zusammengehalten. Es hieß, sie hinterließen keinen Abdruck in den Haaren. Taten sie auch nicht, allerdings konnten sie auch eine der grundlegenden Anforderungen an ein Haargummi nicht erfüllen: nämlich die Haare zuverlässig zusammenzuhalten.

Die Gen Z trägt – oder besser gesagt: sammelt – nun also Kknekkis. Zumindest der weibliche Teil davon. Ob der neue Investor und Werbeträger Haaland eine männliche Zielgruppe begeistern kann? Händlerin Henrike Broede ist skeptisch. „Wieviele Männer haben schon lange Haare?“. Während der Fußball-Europameisterschaft könnte dennoch manch einer zu den bunten Bändern greifen. Immerhin gibt es sie in allen Tönen. Wenn auch nicht als Haarschmuck getragen, sind sie zumindest als Armband das perfektes Fan-Accessoire – und das für schlappe vier Euro.