Aebischer, Duah, Embolo und Xhaka: Beim verdienten Schweizer EM-Auftaktsieg gegen Ungarn stechen mehrere individuelle Geschichten heraus. Im Duell mit Deutschland dürfte es um den Gruppensieg gehen.
Granit Xhaka grinste verschmitzt. Der Schweizer Kapitän wusste genau, dass es aus seinem Team gleich mehrere Kandidaten für die Wahl zum besten Spieler des Spiels gab. Denn beim 3:1 (2:0)-EM-Auftaktsieg der Eidgenossen in der deutschen Gruppe A gegen Ungarn stachen gleich vier individuelle Geschichten heraus.
Xhaka selbst konservierte seine überragende Saisonleistung beim deutschen Meister Bayer Leverkusen auch in die Euro hinein und war am Samstag wieder formidabler Taktgeber seines Teams. „Auch einige andere außer mir hätten es heute verdient gehabt“, sagte der „Man of the Match“ (Spieler des Spiels) der UEFA bescheiden.
Xhaka auch bei der EM als Taktgeber
Neben Xhaka, über den auch in der Schweizer Nati nahezu alles läuft, gehörte auch Michel Aebischer dazu. Als erster Schweizer überhaupt glänzte er in einem EM-Spiel mit einem Tor (45. Minute) und einer Vorarbeit zu Kwadwo Duahs 1:0 (12.). „Ich weiß schon um meine Qualitäten. Von daher hat es mich nicht überrascht, zu spielen“, sagte der Offensivspieler vom FC Bologna, den nicht viele in der Startelf erwartet hatten, der aber neben Xhaka die prägende Figur im Schweizer Spiel war.
Aebischer glänzt mit Tor und Vorlage
„Wir bringen immer die formstarken Spielern auf den Platz. Aebischer hat eine Super-Saison gehabt in Bologna“, sagte Nationaltrainer Murat Yakin schmunzelnd zu seinem Schachzug, mit dem er auch seinen ungarischen Kollegen Marco Rossi narrte. „Wir haben die Schweiz anders erwartet. Mit den ständigen Positionswechseln von Aebischer und Ruben Vargas sind wir überhaupt nicht klargekommen“, sagte der Italiener. „In der zweiten Halbzeit war es dann mit ein paar Umstellungen besser. Aber da hatten wir schon den Salat.“
Gemeint war der 0:2-Pausenrückstand, den die Ungarn trotz des Anschlusstreffers von Barnabás Varga (66.) nicht mehr drehen konnten. Das lag neben dem seltsam passiven Auftritt in der ersten Halbzeit auch an Breel Embolo.
Der ehemalige Gladbacher hat immer noch mit dem Folgen eines Kreuzbandrisses aus dem letzten Jahr zu kämpfen. Nach seinem monatelangen Ausfall hat sich der Stürmer der AS Monaco zwar rechtzeitig zur EM wieder herangekämpft. Fit genug für einen Startelf-Einsatz ist der 27-Jährige noch nicht. Als Joker aber war er diesmal Gold wert.
Embolo der umjubelte Joker
„Seine Situation war natürlich sehr ungewiss. Ich habe aber gespürt, dass er unbedingt dabei sein will. Wir wussten nicht, ob es von der Kraft her reicht bei ihm. Dass es geklappt hat, war eine Genugtuung“, sagte Yakin über den verletzungsanfälligen Embolo, der besonders emotional für sein entscheidendes 3:1 in der Nachspielzeit gefeiert wurde. „Mein Tor ist für die Familie, Fans, Mitspieler. Es war ein spezielles Jahr für mich, aber das gehört zum Leben dazu“, sagte der Mittelstürmer nach seinem Kreuzbandriss.
Duahs erstes Länderspieltor in erst zweitem Einsatz
Wegen Embolos noch fehlender Fitness kam der frühere Nürnberger Duah zu seinem erst zweiten Länderspiel. Der 27-Jährige, der inzwischen für Ludogorets in Bulgarien spielt, ist auch in Deutschland außer Club-Fans nur Insidern bekannt. „Wir in der Schweiz kennen ihn schon ganz gut. Und jetzt auch der Rest der Welt“, sagte Yakin, der sich auch über diesen Schachzug freuen konnte. Den Aebischer-Traumpass verwertete Duah früh zu seinem ersten Länderspieltor, das das 1:0 bedeutete.
„Ich bin immer noch am Träumen“, jubelte Duah auch nach dem Spiel noch. „Ich bin innerlich am Explodieren. Ich kann es noch gar nicht glauben, brauche noch ein paar Tage, um es zu realisieren.“
Schweiz wohl schwerster deutscher Gegner
Nach den am ersten Spieltag gezeigten Leistungen in der Gruppe A dürfte es wohl am Sonntag kommender Woche im direkten Duell Deutschland gegen die Schweiz um den Gruppensieg gehen. So wie die Schotten beim deutschen 5:1-Auftaktsieg am Freitag fielen auch die Ungarn am Samstag gegen die Schweiz in der Leistung deutlich ab.
„Wir müssen auf uns selber schauen“, sagte Xhaka, für dessen Team es am Mittwoch gegen Schottland weitergeht. Und auch Yakin wollte noch nicht so recht auf das mögliche Duell mit den Deutschen eingehen. „Wir genießen den Moment, haben aber noch viel Arbeit vor uns“, sagte der ehemalige Bundesligaprofi.