Städte: Grün für Radfahrer: Kommunen mit verschiedenen Techniken

Ob Kontaktschleife, Infrarotsensor oder Videokamera: Mit verschiedenen Techniken wollen Kommunen ihren Radfahrern zu schnellerem Grün an der Ampel verhelfen. In Oberusel weisen Piktogramme den Weg.

Viele Radfahrer kennen die Situation: Man steht an einer roten Ampel, weit und breit ist kein anderes Fahrzeug zu sehen, aber es will einfach nicht Grün werden. Das kann an den Kontaktschleifen liegen. Diese Technik ist vielerorts in der Fahrbahn eingebaut und soll wartende Fahrzeuge erkennen. Bei Fahrrädern funktioniert das manchmal schlecht. Das Problem ist in Hessens Kommunen bekannt, sie steuern mit der Hilfe verschiedener Techniken dagegen, wie eine Umfrage der dpa ergab.

In der Taunusgemeinde Oberursel etwa weisen Piktogramme Radfahrern die beste Warteposition, um von der Induktionsschleife erkannt zu werden. Im Stadtgebiet gibt es rund 100 Aufstellpunkte in Form eines gemalten Fahrrades, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Erst in den vergangenen Wochen seien die Piktogramme frisch gemalt worden, ergänzte eine Sprecherin. Künftig wolle die Stadt bei neuen Ampeln andere Detektortechniken einsetzen, die Radfahrer und Radfahrerinnen sowie Fußgänger und Fußgängerinnen deutlich besser und sicherer erkennen könnten. Je nach Anwendungsfall können dies Video-, Radar- oder Infrarotsensoren sein.

Moderne Räder sind für Induktionsschleifen schwer zu erkennen

Warum werden Radfahrer von Induktionsschleifen oft so schlecht erkannt? „Grund hierfür ist der bei modernen Fahrrädern oft nur noch geringe Metallanteil“, erläuterte ein Sprecher der Stadt Kassel. „Hierdurch wird das elektrische Wechselfeld der Induktionsschleife zu wenig beeinflusst, sodass keine Freigabeanforderung ausgelöst wird.“ Um das Problem zu reduzieren, könne die Empfindlichkeit technisch erhöht werden. Allerdings führe dies dann womöglich dazu, dass vorbeifahrende Fahrzeuge auf benachbarten Spuren das Signal auslösten und die Ampel umspringe.

Anstelle von Induktionsschleifen setzt Kassel bereits an vielen Stellen Videokameras, Radardetektoren und Wärmebildkameras ein. Jedes System habe abhängig vom Umfeld seine Vor- und Nachteile, 100-prozentige Genauigkeit schaffe keines, erklärte der Sprecher. Von Videokameras beispielsweise würden Radfahrer bei Dunkelheit eher schlecht erkannt. Radardetektoren arbeiteten zwar ziemlich zuverlässig, allerdings gebe es hier die Problematik, dass jede Bewegung das Ampelsignal auslösen könne – auch ein durchfliegender Vogel.

Auch andere Städte stellen Technik nach und nach um

Moderne Wärmebildkameras mit integrierter Videokamera seien in der Lage, verschiedene Verkehrsteilnehmer zu unterscheiden und lieferten mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz eine weitestgehend genaue Erfassungsrate, erklärte der Sprecher. Diese Technik sei aber am teuersten. In Kassel gebe es an vielen Ampelmasten separate Anforderungstaster für Radfahrer.

Auch Marburg rüstet seine Ampeln sukzessive mit Videokameras aus, die Fahrradfahrer und -fahrerinnen deutlich besser erkennen, wie eine Sprecherin mitteilte. An vielen Anlagen gebe es Aufstellflächen für Radfahrende. Sie seien rot markiert und in der Regel bekomme der Radverkehr an der Ampel bis zu drei Sekunden früher Grün als die Autos.

In Frankfurt sind die Induktionsschleifen als Raute diagonal vor den Haltemarkierungen eingebaut, wie ein Stadtsprecher erläuterte. Dadurch sei die Detektionsfläche größer und die Technik reagiere empfindlicher gegenüber Metall. Daneben werde die sogenannte Über-Kopf-Detektion eingesetzt, bei der es je nach Wetter und Sonneneinstrahlung gelegentlich zu positiver Fehldetektion komme. Das heißt, die Ampel springt um, ohne dass ein Radfahrer da ist.

Wiesbaden setzt auf Wärmebildkameras

In Wiesbaden werden bei Instandhaltungen und Erneuerungen als neuer Standard für die Grün-Anforderung nicht mehr Induktionsschleifen, sondern Wärmebildkameras eingesetzt, wie eine Sprecherin erklärte. Damit würden – anders als bei Induktionsschleifen – auch nicht metallische Fahrradrahmen erkannt. Nach Angaben der Stadtsprecherin kann es an bestimmten Stellen sinnvoll sein, die besten Aufstellpunkte auf der Fahrbahn zu markieren.

Auch Offenbach verfolgt nach den Worten einer Sprecherin die Strategie, Induktionsschleifen sukzessive durch andere Systeme zu ersetzen. „Weitestgehend handelt es sich hierbei um Radardetektoren, aber auch Infrarotkameras werden eingesetzt.“ Damit werde unabhängig vom Metallanteil am Fahrrad gewährleistet, dass die Ampel für die Wartenden auf Grün umspringe.