Dolce Blitzer: Im internationalen Vergleich hat Italien die meisten Blitzer in Europa. In einigen unscheinbaren Gemeinden sorgt das für sprudelnde Einnahmen. Allerdings dürfte sich das bald ändern.
Wer in Italien Urlaub gemacht und dabei ein Selfie vergessen hat, hatte in der Vergangenheit gute Chancen, dass der Staat das Versäumnis per Briefpost ausgleicht. Denn das Land war bisher Europameister im Aufstellen von Blitzern. Zahlenmäßig gibt es nirgends mehr Starenkästen als entlang der malerischen Straßen im Süden.
Millionenquell im Bergdorf
Das sorgt in entlegenen Gegenden für interessante Rekorde: Laut der italienischen Zeitung „La Repubblica“ konnte das kleine Dorf Colle Santa Lucia in den Dolomiten mit nur einem einzigen Blitzer 1,2 Millionen Euro in nur drei Jahren einnehmen. Da der Ort nur 353 Einwohner zählt, macht das über 3000 Euro pro Kopf. Natürlich bekommt niemand das Geld in bar, aber geschadet hat es der Gemeindekasse keinesfalls. Italiener scheint es dabei allerdings seltener zu treffen. Dem Bericht zufolge rasen vor allem Touristen in die Radarfallen.
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Auch andere Gemeinden, etwa Cittadella in der Provinz Padua, Melpignano in der Provinz Lecce oder Giacciano Con Baruchella in der Provinz Rovigo bringen es auf Millionenbeträge. Teilweise stammen die Einnahmen aus mehreren Blitzern, manchmal reicht auch nur einer. Spitzenreiter in puncto Bußgeldeinnahmen sind, wenig überraschend, Rom und Mailand.
Nicht alle sind von diesem Geldsegen begeistert. Gabriele Melluso, Präsident der Verbraucherschutzorganisation Assoutenti, erklärte der Zeitung „La Stampa„: „Die lokalen Behörden dürfen die Blitzer nicht als Geldautomaten missbrauchen. Die Blitzer sollten einzig und allein dazu dienen, die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.“
Künftig weniger Blitzer in Italien
Seinem Wunsch wird offenbar entsprochen. Wie der ADAC berichtet, gilt in Italien künftig das kürzlich verabschiedete „Blitzer-Dekret“. Ziel der Reform sei es, „die Verwendung von Messgeräten strenger zu reglementieren, um einer missbräuchlichen Verwendung vorzubeugen“. Konkret bedeutet das: Abstände zwischen Blitzern müssen größer werden, jeder Starenkasten muss noch frühzeitiger mit einem Schild angekündigt werden – und Geräte dürfen nur noch an Orten platziert werden, an denen „eine erhöhte Unfallgefahr besteht“. Zudem sind Blitzer innerorts nur noch dort erlaubt, wo eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h vorgeschrieben ist.
Das hat mitunter erstaunliche Auswirkungen: Laut „Südtirol News“ wurden alleine in der italienischen Stadt Bozen 14 von 16 Radarfallen abgeschaltet. Das liegt vor allem an den Änderungen des zulässigen Tempolimits für das Aufstellen der Kästen: Wo weniger als 50 km/h gefahren werden muss, müssen die Blitzer weg. Damit bleiben der Stadt nur noch zwei.
Lokalpolitiker und Anwohner fürchten um die Verkehrssicherheit, denn besonders auf Straßen mit einem niedrigen Tempolimit leide nach Ansicht der Reformkritiker nun die Sicherheit.